Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Kann die CO2-Speicherung die Klimaänderung verlangsamen? (II)
2. Quantenfalle für Licht und Atome
3. Wie sich Erpresser in der Evolution durchsetzen können
4. Welteis oder: Was meinte die Glazialkosmogonie

Redaktion: Franz Tomandl

1. Kann die Speicherung von Kohlendioxyd die Klimaänderung verlangsamen? (II): Das Beispiel Ketzin

In Ketzin vor den Toren Berlins wurde 1964 der erste unterirdische Erdgasspeicher der DDR errichtet. Er funktionierte nie so richtig, immer wieder entwich Gas und einige Jahre nach Inbetriebnahme des Speichers musste der oberirdisch gelegene Ortsteil von Ketzin aufgegeben werden. Er wurde abgerissen. Der Erdgasspeicher hingegen wurde weiterbetrieben. Noch bis ins Jahr 2000. Dann kamen die Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam. Und richteten eine neue Gaslagerstätte ein, diesmal für das Treibhausgas CO2. Denn, so die Idee, in die Erde gepresstes Kohlendioxid kann das Klima nicht weiter anheizen. Natürlich nur, sofern das Gas auch dort bliebt, wohin es die Forscher pressen. Nächstes Jahr läuft das Experiment namens CO2-Man aus. Erkenntnisse gibt es jetzt schon zuhauf. Diskutiert wurden sie auf einer Konferenz, die sich kürzlich in Venedig ausschließlich mit dem Thema der unterirdischen CO2-Speicherung befasste. Mit Sonja Martens, Geoforschungszentrum Potsdam, Leiterin des Pilotprojekts CCS in Ketzin, Brandenburg Gilian E. Pickup, Geologin, Institut für Petroleum engineering, Universität Edinburgh. Autor: Uwe Springfeld

2. Quantenfalle für Licht und Atome

In der klassischen Physik sind die Eigenschaften von Objekten eindeutig festgelegt. Die Quantenphysik hingegen geht davon aus, dass sich die Bausteine der Materie wie Teuilchen und Wellen verhalten. Das stellt die Quantenphysiker jedoch vor ein großes Problem. Dem französischen Physiker Serge Haroche vom Collège de France und der École normale supérieure in Paris entwickelte bereits in den 1990er Jahren eine experimentelle Methode, um diese sehr sensiblen Quantenzustände zu messen und zu kontrollieren. Letztes Jahr wurde er für seine Forschungsarbeit mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet. Diese Woche war Serge Haroche auf Einladung des Vienna Center for Quantum Science and Technology zu Gast in Wien. Im Rahmen der Erwin Schrödinger Lectures sprach er an der Technischen Universität Wien über Fallen für Lichtteilchen, Schrödinger's Katze und Quanten-Feedback. Mit Serge Haroche, Physiker, Paris. Autorin: Marlene Nowotny.

3. Wer unfair spielt gewinnt? Wie sich Erpresser in der Evolution durchsetzen können

Wieso arbeiten Individuen zusammen, die eigentlich ihren Selbstnutz verfolgen? Und kann man sich in dieser Zusammenarbeit auf Dauer dann doch einen Vorteil verschaffen? Die Spieltheorie der Mathematik beschäftigt sich seit langem mit solchen Fragen. Eines der berühmtesten Modelle dafür ist das sogenannte Gefangenendilemma: Mit ihm wird untersucht, wie sich zwei Individuen verhalten, wenn sie in einem Spiel die Wahl zwischen Kooperation und Ausbeutung haben. Was passiert, wenn dieses Spiel beliebig oft wiederholt wird? Wie entwickelt sich das Verhalten der Individuen, wenn man es auf ganze Bevölkerungen ausweitet? Karl Sigmund, Mathematiker an der Universität Wien, hat zu diesen Fragen vor kurzem eine überraschende Studie veröffentlicht: Unfaire Spielweisen Einzelner haben einen Positiven Einfluss auf die Zusammenarbeit der meisten. Und in der Natur könnten sie sogar eine wichtige Rolle in der Entstehung von Symbiose spielen. Mit Karl Sigmund, Mathematiker, Universität Wien. Autor: Wolfgang Däuble.

4. Welteis oder: Was meinte die Glazialkosmogonie

Eine der bizarrsten Theorien der Wissenschaftsgeschichte stammt aus Wien: Und zwar die Welteislehre. Der österreichische Maschineningenieur Hans Hörbiger begründete 1894 die sogenannte Glazialkosmogonie. Er meinte, der Ursprung des Universums sei auf kosmisches Eis zurückzuführen. Was Wissenschaftler bald als pseudowissenschaftlichen Unfug abtaten, erfreute sich dennoch in der Bevölkerung größter Popularität. Und auch Hitler war ein Anhänger der Welteislehre. Mit Christine Wessely, Historikerin. Gestalterin: Ulrike Schmitzer.

Buchtipp: Christine Wessely: "Welteis: Eine wahre Geschichte", Matthes und Seitz

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