Salzburger Nachtstudio
"Archiv des Wissens":
Die Zukunft hat schon begonnen - Robert Jungk zum 100. Geburtstag
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger
15. Mai 2013, 21:00
"Zukunft, das sind wir alle", war das Credo eines der ersten Zukunftsforscher und Wegbereiter der Ökologiebewegung. Er setzte auf die Kreativität und Kraft von Menschen, um eine friedvolle "Zivilgesellschaft" zu gestalten. Die Galionsfigur der Anti-Atombewegung war geprägt von den Kriegen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Stets warnte er vor der Gefahr, hocheffizient in die falsche Richtung zu marschieren. Würde er heute leben, so prophezeien seine ehemaligen Mitarbeiter, die die Zukunftsbibliothek in Salzburg in seinem Sinne weiterführen, würde er sich mit Sicherheit Protesten gegen die Auswüchse des globalen Finanzsystems anschließen. Dennoch: trotz aller berechtigter Kritik am Umgang mit unseren Ressourcen, der Menschen miteinander und der Ausgrenzung anderer, hält auch die kritische und kreative Zukunftsforschung bzw. "Futurologie" nicht immer was sie verspricht. Die Welt ist bisher nicht untergegangen und wird auch weiterhin bestehen, denn das menschliche Gehirn ist ein Meister darin, lauernde Gefahren zu entdecken. So haben erst kürzlich viele Forscher aus aller Welt über die Welt in 100 Jahren nachgedacht und Zukunftsszenarien skizziert. Da ist von schwimmenden Städten die Rede, vom ewigen Leben durch die Züchtung gesunder Organe, die erkrankte ersetzen können, von gezielter Aktivierung von Genen, die den Alterungsprozess verlangsamen, von Früherkennung von Krebs. Doch ist aus soziologischer Sicht das ewige Leben überhaupt wünschenswert? Derzeit leben etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde; und täglich werden es mehr. Mehr als die Erde bald wird tragen können. Daher meinen Bevölkerungsexperten: "Das Beste, was man tun kann, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen, ist, den Gesundheitszustand der betreffenden Menschen zu verbessern. Da, wo die Leute gesünder werden, bekommen sie innerhalb einer halben Generation auch weniger Kinder." Dafür braucht es auch eine effizientere Nahrungskette und einen täglichen Gesundheitscheck. Mittels technischer Assistenz, wird das künftig kein Problem zu sein. Sollte trotzdem beispielsweise ein Krankentransport gebraucht werden, dann werden in ferner Zukunft Magnetautos widerstandslos über den Boden gleiten und um alle wissen zu lassen wie der Stand der Dinge ist, wird das Telefon die Telepräsenz ersetzen. Und wohin führen diese Entwicklungen, die uns heutige Zukunftsforscher vorhersagen? Manche von ihnen meinen: "in eine planetarische Zivilisation" mit einer Weltregierung.
Service
Thomas Haderlapp, Rita Trattnigg: Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur. Oekom
Hans Holzinger, Sonne statt Atom. Robert Jungk und die Debatten über die Zukunft der Energieversorgung seit den 1950er-Jahren bis heute
Wolfram Huncke (Hrsg.) Gestern ist heute. Heinz Haber und Robert Jungk im Disput um die Zukunft. Hirzel
Klaus Firlei und Walter Spielmann (Hrsg.) Projekt Zukunft. 14 Beiträge zur Aktualität von Robert Jungk
Mattias Horx, Das Megatrend Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht. DVA
Ernst A. Grandits (Hrsg.) 2112 Die Welt in 100 Jahren. OLM