Gedanken für den Tag

15. Mai 2013, 06:56

Walter Friedl istTheologe und Außenpolitik-Journalist bei der Tageszeitung KURIER:

Über Gelassenheit willst Du sprechen, fragte mich ein Freund ein wenig vorwurfsvoll. Wie kannst Du gelassen sein angesichts der vielen Mega-Baustellen auf dieser Welt?

In der Analyse der Probleme gebe ich ihm recht: Es ist in der Tat ein Skandal, mit welcher Skrupellosigkeit die Menschheit Natur und Umwelt vergewaltigt und die Erde zerstört als hätten wir mehrere davon. Ich frage mich: Ist uns die Zukunft unserer Enkel oder Urenkel egal? Offenbar, ja. Denn bei der Vernichtung von Öko-Systemen samt Klimawandel geht es ums Ganze. Und wir schreiten sehenden Auges in die Katastrophe.

Unerträglich ist es auch, dass wir hier im Norden, Krise hin und Krise her, noch immer in Wohlstand leben, und das auf Kosten der Entwicklungsländer im Süden. Und dass Finanzspekulanten mit Ernten zocken, die noch nicht einmal eingebracht wurden, und so die Preise hochtreiben, während Kinder in Afrika krepieren. Der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler nennt das treffend "Mord".

Nein, angesichts dieser himmelschreienden Ungerechtigkeiten ist es ein Gebot der Humanität die Stimme dagegen zu erheben und sich für Veränderungen einzusetzen. Wer sich zurücklehnt, macht sich mitschuldig.

Nur: Waren und sind es nicht gerade jene Personen, die Ruhe und Gelassenheit verströmen und so in ihrem Engagement erst so richtig glaubwürdig und effektiv sind? Ich denke an die indische Freiheitsikone Mahatma Gandhi oder an den US-Bürgerrechtler Martin Luther King. Oder an den Dalai Lama. Aber auch an die vielen Ordensschwestern, die ich kennen gelernt habe, die sich in den Slums afrikanischer Städte für die Armen aufopfern, damit diese ein wenig Licht durch die Tristesse ihres Alltages erkennen können. Und dabei tragen diese Schwestern meist ein Lachen im Gesicht.

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