Radiokolleg - Der Atem der Blüten

Pflanzendüfte
(4). Gestaltung: Renate Pliem

16. Mai 2013, 09:30

Ein Schwall von Flieder, ein Hauch Jasmin, eine Nuance Zitronenthymian: Ein Gang durch den Garten bringt jahreszeitliche Dufterlebnisse. Diese Riechstoffe werden sehr subjektiv wahrgenommen - zu sehr ist das Riechzentrum des Menschen mit dem Limbischen System im Gehirn verknüpft, in dem auch die Gefühle gesteuert werden. Düfte, Erfahrungen und Erinnerungen werden gemeinsam gespeichert, und so kann beispielsweise der Geruch von Kamille oder Lavendel direkt in die Kindheit zurückführen.

Die ätherischen Öle sind Träger des Pflanzenduftes und sitzen in eigenen Ölbehältern in oder auf dem Pflanzengewebe. Der Duft, den eine Blüte ausströmt, besteht aus einer Mischung aus vielen einzelnen Molekülen. Doch nicht nur Blüten duften, auch Blätter, Rinden, Wurzeln und Kernholz verströmen unterschiedliche Aromen.

Die Pflanzen, die von den Dichtern ob ihres "Blütenatems" oder eines "Meeres von Wohlgerüchen" gepriesen wurden, haben ganz prosaische Gründe, warum sie duften: Sie senden chemische Signale an bestimmte Adressaten aus. So sollen etwa Blütenbestäuber angelockt oder die Samen reifer Früchte verbreitet werden. Diese "aromatische Pflanzenkommunikation" bannt aber auch die Konkurrenz: Benachbarte Pflanzen werden am Wachsen gehindert und Fressfeinde werden abgehalten.

Schon seit alters her versuchte der Mensch, die Pflanzendüfte einzufangen und für sich zu nutzen. Renate Pliem unternimmt einen Streifzug "immer der Nase nach" und schnuppert an wohlriechenden Parfums, duftenden Gerichten und gesundheitsfördernden Aromen.