Radiokolleg - Der Eurovision Song Contest

16. Mai 2013, 09:45

Liederwettbewerbe für Dichter und Sänger gab es lange vor den Casting Shows unserer Tage. Der Eurovision Song Contest spielt seit 1956 eine Sonderrolle, die sich freilich stark gewandelt hat seit dem ersten "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Vorbild war das Festival von Sanremo, das schon seit 1951 italienische Musikstars hervorbrachte.

Auf europäischer Ebene ging es aber um mehr als Impulse für die Musikszene. Die Suche nach einem kommerziellen Konsens treten zurück vor dem Konsens an sich: Die Idee von einem Lied, das Völker und Generationen einigt, prägte nach dem 2. Weltkrieg, in der Ära des Kalten Krieges den Song Contest. Udo Jürgens gewann einst für Österreich, weil er sich mit "Merci" international gab. Die Vorgabe, in der jeweiligen Landessprache zu singen, gab dem europäischen Wettbewerb zeitweise eine eigene Note, galt aber nicht immer (zurzeit nicht mehr seit 1999). - Viele Eigenheiten bestimmen den Song Contest, machen ihn aber auch einzigartig und reizvoll. Als letzter Konsens steht der Anspruch im Raum, Jung und Alt zu erreichen - was im Zeitalter der Mikrozielgruppen schon beinahe revolutionär erscheint.

Mit der "Wiedervereinigung Europas" nahm die Zahl der Teilnehmer und die Vielfalt der Darbietungen zu. Die Vorstellungen von einer konsensuellen Popularmusik scheinen sich in Osteuropa ganz anders entwickelt zu haben als im Westen - bester Beweis hierfür war Ruslana, die als Fantasy Prinzessin mit einer folkloristisch gefärbten Party-Popnummer den Bewerb 2004 für die Ukraine gewann. Was man vom Sieg der finnischen Kostümrocker Lordi 2006 halten soll, wird wohl ein Rätsel bleiben. 2012 gewann eine Schwedin mit einem ungewohnt zeitgemäßen Popsong einen Euro-Songcontest in Baku. Die Ära der Konsens-Kuriositäten scheint vorbei. Aber was kommt jetzt?

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