Gedanken für den Tag
von Gerhard Weißgrab. "Verantwortung leben". Gestaltung Alexandra Mantler
6. Juni 2013, 06:56
Gerhard Weißgrab ist Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft:
Ethisches Verhalten gehört zu den Grundsäulen einer buddhistischen Praxis und während es für ordinierte Menschen, also buddhistische Nonnen und Mönche, eine große Zahl von Regeln zu beachten gilt, gelten für alle Menschen, die den buddhistischen Weg zu gehen versuchen, die gleichen fünf Ethikregeln.
Was beim Blick auf diese Regeln sofort auffällt ist, dass es sich dabei um keine klaren Gebote oder Verbote handelt, sondern um Übungsanleitungen. Jede einzelne dieser fünf Ethikregeln beginnt in etwa mit den Worten: "Ich gelobe mich darin zu üben ..."
Wir erleben in unserer Gesellschaft bis heute vielfach eine Gebotsethik. Bei der buddhistischen Ethik handelt es sich um eine Einsichtsethik.
Anstelle der Forderung, eine bestimmte Regel einzuhalten, steht davor die Forderung nach dem Verständnis, warum es für mich besser und heilsamer ist, diese Regel einzuhalten. Ich soll verstehen, warum ich so und nicht anders handeln soll.
Jeder, der aus dem fehlenden Verbot hier eine Beliebigkeit des Handelns abzuleiten versucht, hat den Sinn einer Einsichtsethik völlig missverstanden.
Einsichtsethik trägt auch dem Umstand Rechnung, dass es eben nicht immer nur einen Handlungsweg für ethisches Verhalten gibt, dass auch Ort und Zeit des Handelns unterschiedliche Antworten einfordern könnten.
Eine der bedeutendsten buddhistischen Grundlagen für ethisches Handeln besteht wohl in der Erkenntnis der gegenseitigen Bedingtheit.
Wir Menschen müssen erkennen, dass unsere gewohnte Weltsicht, uns selbst als ein von anderen völlig getrenntes Wesen wahrzunehmen, ein großer Irrtum ist.
Wir sind untrennbar mit Allem und Jedem verbunden und jede einzelne unserer Handlungen hat dadurch Auswirkungen auf unser gesamtes Umfeld, genauso wie auf andere Wesen. Aber durch unsere Verbundenheit hat jede Wirkung auf unser Umfeld und andere Wesen gleichzeitig auch eine Wirkung auf uns selbst.
Es gibt kein Handeln ohne Folgen. Unser gesamtes Handeln hat Folgen: für uns selbst, wie auch für unsere Umwelt und alle anderen. Entweder heilsame, unheilsame oder neutrale.
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Titel: Petite Suite für Klavier zu vier Händen
* En bateau - andantino (00:03:12)
Ausführende: Duo Crommelynck
Ausführender/Ausführende: Patrick Crommelynck /Klavier
Ausführender/Ausführende: Taeko Kuwata /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Claves 508508