Gedanken für den Tag

7. Juni 2013, 06:56

Gerhard Weißgrab ist Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft:

"Ich gelobe, mich darin zu üben, keine fühlenden Wesen zu töten oder zu verletzen!"

Diese erste der fünf Silas, der fünf buddhistischen Ethikregeln, halte ich deshalb für die Wichtigste, weil bei genauer Betrachtung die folgenden vier Regeln hier schon ihren Niederschlag finden.

Der Buddhismus spricht bei dieser Nicht-Tötungs-Regel nicht nur vom Menschen, sondern er spricht von fühlenden Wesen - also auch den Tieren.

Der Buddha hat an keiner Stelle seiner Lehre den Fleischkonsum untersagt - er hat an vielen Stellen seiner Lehren nur immer wieder klar gemacht, dass wir wahre Befreiung nur erlangen können, wenn wir umfassendes Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen üben.

Warum trotzdem sich auch viele Buddhisten weder vegetarisch noch vegan ernähren, hängt einfach mit dem persönlichen Weg zusammen. Es geht nicht darum, den Fleischkonsum des Nachbarn zu kritisieren, sondern die eigenen Unvollkommenheiten zu erkennen und aufzulösen.

Erst am erfolgreichen Ende des buddhistischen Weges muss kein Tier mehr leiden, um den Genuss eines Menschen zu befriedigen und kein Mensch wird durch einen anderen in Mitleidenschaft gezogen.

Ich denke: Bis wir so weit sind, haben wir alle - jede und jeder Einzelne von uns an dem Platz, an dem wir heute gerade stehen, eine sehr große Aufgabe. Die Aufgabe, alles in unserer Macht stehende zu tun, um das bestehende Leid zu reduzieren und das Entstehen von neuem Leid zu verhindern.

Ich könnte zum Beispiel versuchen, damit aufzuhören, nur mittels reiner Gewohnheit oder Routine, oder besonderer Vorlieben meine Lebensmittel zu besorgen. Ich könnte einen Blick dahinter wagen.

Vielleicht ist vielen gar nicht bewusst, welche Geschichte hinter den ansprechend abgepackten Lebensmitteln steckt, oder wie köstlich Essen schmecken kann, für das kein Tier leiden oder sterben musste.

Thich Nhat Than, ein weltberühmter vietnamesischer Zen-Meister, hat das einmal sehr drastisch formuliert. Er hat gesagt: "Ich pflanze lieber eine Blumenwiese in meinem Magen, anstelle eines Friedhofs!"

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