Salzburger Nachtstudio

Herbergsvater im "Grand Hotel Abgrund"
Zum 40. Todestag des Philosophen Max Horkheimer
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Als Direktor des Instituts für Sozialforschung und Mitbegründer der berühmten Frankfurter Schule zählte er zu den einflussreichsten Philosoph/innen des 20. Jahrhunderts: Max Horkheimer. Zusammen mit seinem Freund und Lebensmenschen Theodor W. Adorno bemühte sich der 1895 in eine jüdische Kunstwollfabrikanten-Familie aus Stuttgart-Zuffenhausen hineingeborene um eine undogmatische Synthese von Marxismus und Psychoanalyse. Wie die anderen Denker der Frankfurter Schule wollte auch Horkheimer die Lehren Hegels, Freuds und Marx' zu einer neuen, kritischen Theorie der Gesellschaft verschmelzen.

In heute kanonischen Texten wie der "Dialektik der Aufklärung" und der "Kritik der instrumentellen Vernunft", aber auch in seinem Essay "Autorität und Familie", formulierte Horkheimer eine fundamentale Kritik der bürgerlichen Gesellschaft und der diese Gesellschaft hervorbringenden Wirtschaftsweise: des Kapitalismus. Dabei entfernte sich der undogmatische Linke Ende der 1930er Jahre unter dem Eindruck der stalinistischen Schauprozesse mehr und mehr von den radikalen Positionen seiner Jugend, um im Alter- als Spiritus Rector der bundesdeutschen Nachkriegsphilosophie - eine Wende hin zu teilweise stockkonservativen Haltungen zu absolvieren.

Für Kritiker wie Georg Lukács vertrat die "Kritische Theorie", wie sie von Horkheimer und Adorno repräsentiert wurde, eine letzten Endes bürgerliche Form der Philosophie, eine abgehobene Spielart gesellschaftskritischen Denkens, die keinerlei Bezug mehr zur politischen Praxis habe. Die Mitglieder der Frankfurter Schule, so spottete Georg Lukács einmal, lebten in einem "Grand Hotel Abgrund", von dessen Terrasse aus sie bei einem Aperitif das Elend der Welt betrachteten.
Im Salzburger Nachtstudio prüfen jüngere Philosophinnen und Philosophen das Denken Max Horkheimers auf seine Aktualität und klopfen es auf seine Gegenwartstauglichkeit hin ab.

Service

Rolf Wiggershaus: "Max Horkheimer - Eine Einführung", S. Fischer, 2013
Rolf Wiggershaus: "Max Horkheimer - Gesammelte Schriften in 19 Bänden", Fischer-Taschenbuch Verlag

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