Gedanken für den Tag

24. August 2013, 06:56

Für Simone Weil wird im Christentum die Liebe Gottes zu den Menschen viel zu persönlich gedacht. Gott ist aber - so denkt sie - unpersönliche Person: "Er liebt nicht", - schreibt sie - "wie ich liebe, sondern wie ein Smaragd grün ist. Er ist ICH LIEBE."

Diesem Sein Gottes als Liebe stehe das individuelle Wollen des Menschen im Wege, und so schreibt sie: "Wenn die göttliche Liebe das Herz eines Menschen ergreift, bricht sie es. Ja, das menschliche Herz ist dazu geschaffen, um von der göttlichen Liebe gebrochen zu werden. Doch die göttliche Liebe bricht nur die Herzen, die gebrochen werden wollen. Und gebrochen werden zu wollen, ist schwer."

Vor 70 Jahren - am 24. August 1943 - ist Simone Weil in einem englischen Sanatorium an Tuberkulose und Entkräftung gestorben. Aus Solidarität mit ihren hungernden Landsleuten hatte sie sich geweigert zu essen.

In einem ihrer letzten Briefe an die geliebten Eltern findet sie ein schönes Bild dafür, dass sie sich des Werts dessen sehr bewusst ist, was sie - wohl ahnend, wie bald - der Welt hinterlassen wird. "Darlings, ich habe eine zunehmende innere Gewissheit, dass sich in mir ein Schatz puren Goldes findet, der weiterzugeben ist. Nur überzeugt mich das, was ich an meinen Zeitgenossen erfahre und beobachte, mehr und mehr davon, dass niemand da ist, der ihn heben will. Es ist ein massiver Block. Ihn zu empfangen, braucht es eine Anstrengung ... Aber das macht mir keinen Kummer. Denn meine Goldmine ist unerschöpflich..."

Und das Gold ist hochkarätig wie so viele der Sätze von Simone Weil, mit denen man leben kann - und an kein Ende kommt - etwa wenn sie schreibt: "Gott liebt nicht, wie ich liebe, sondern wie ein Smaragd grün ist. Er ist ICH LIEBE."

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler