Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Kunstwissenschafterin und Direktorin des neu konzipierten Wiener Dommuseums mit der Sammlung Otto Mauer. "Liebe zu den Dingen". Zum 50. Todestag von Georges Braque. Gestaltung: Alexandra Mantler

Georges Braque, der am 31. August vor 50 Jahren starb, lebte im Frankreich der Avantgardeszene, im Umfeld der Künstler Picasso, Matisse und des Galeristen Kahnweiler. Im Vergleich zu vielen seiner Künstlerkollegen erzählt sich Braques Lebenslauf sympathisch unspektakulär. Keine großen Skandale, keine wechselnden Modelle, keine Gefängnisaufenthalte. Stattdessen die Beziehung zu Marcele Lapré, mit der er bis zum Tod kinderlos verheiratet war.

Der Hobbyboxer, der stets durch elegante Kleidung auffiel, hinterließ Notizen zu seinem Kunstbegriff, nicht zu seinem Leben. Dramatisch waren vor allem der Fronteinsatz im 1. Weltkrieg und die schwere Kopfverwundung im Jahr 1915 mit langer Genesungszeit.

Als Mutter zweier Kinder interessiert mich besonders, wie Menschen zu dem Beruf finden, der sie lebenslang fesselt. Welche Rolle spielt dabei das familiäre Umfeld, von dem Kinder profitieren oder gegen das sie sich bewusst auflehnen? Wäre ich etwa heute auch Kunstwissenschaftlerin, wäre mein Vater nicht Bildhauer?

George Braque, der im Mai 1882 geboren wurde, war bereits in der Jugend von Farben und Pinseln umgeben. Seine Familie führte einen Betrieb für Dekorationsmalerei, sein Vater malte in der Freizeit impressionistische Landschaften. Als Schulabbrecher absolvierte der junge Braque eine Lehre als Dekorationsmaler, zunächst im elterlichen Betrieb, später bei einem befreundeten Malermeister. Bald wandte sich Braque den freien Künsten zu. Aber seine Kunst wäre undenkbar ohne das, was er als Dekorationsmaler an Techniken gelernt hatte, etwa die Imitation von Holzmaserungen.

Braque hat alles, was er erlebt hat, ob negativ oder positiv, konstruktiv in seine persönliche wie künstlerische Entwicklung einbezogen. Das gefällt mir. Genauso wie sein Wissen um die Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten. So meinte er: "Ich tue nicht, wie ich will, sondern wie ich kann."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Igor Strawinsky/1882 - 1971
Bearbeiter/Bearbeiterin: Michel Colombier /Arrangement/1939 - 2004
Album: ROMANZEN FÜR SAXOPHON UND ORCHESTER
Titel: Serenata - 3.Satz aus der Suite Italienne für Violoncello und Klavier nach dem Ballett "Pulcinella" / Bearbeitung für Saxophon u.Orchester
Solist/Solistin: Branford Marsalis /Sopransaxophon
Orchester: English Chamber Orchestra
Leitung: Andrew Litton
Länge: 02:00 min
Label: CBS MK 42122

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