Radiodoktor - Medizin und Gesundheit
Eisenmangelpräparate, Vitamin D-Tropfen und co. - Sinnvoller Ersatz oder Geschäftemacherei?
Sendungsvorbereitung: Nadja Kwapil
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Redaktion: Christoph Leprich
23. September 2013, 14:05
Sie verlieren Haare. Und klagen über Müdigkeit und Depression. Oft fehlen diesen Menschen essentielle Mineralstoffe oder Vitamine, wie Eisen oder Vitamin D. Tatsächlich gibt es einige wenige medizinisch überprüfbare Ursachen. Bei Frauen ist es meist die Regelblutung, die zu akutem Eisenmangel führen kann. Und vor allem ältere Menschen, die weniger ins Freie gehen, haben einen auffällig niedrigen Vitamin D-Wert in ihrem Blut.
Ein paar bunte Pillen aus der Apotheke oder Drogerie schaffen dann meist Abhilfe. Man braucht nicht einmal einen Arzt, das meiste ist diagnose- und rezeptfrei in der Drogerie oder in der Apotheke erhältlich.
Und wer doch auf Nummer sicher gehen will und ärztlichen Rat einholt, trifft immer häufiger auf hochmoderne Therapieangebote, um den vermeintlichen Mangel zu beheben: So steht derzeit Eisen intravenös verabreicht hoch im Kurs. Im Gegensatz zu Tabletten wirkt diese Therapie besonders schnell und verläuft nahezu frei von Nebenwirkungen. Die Behandelten fühlen sich danach nach eigenen Aussagen oft wie neu geboren.
Labormediziner und Immunologen beobachten diese Entwicklung jedoch kritisch. Der Mangel sei oft herbeidiagnostiziert. Denn wenn geschäftstüchtige Mediziner, Fachgesellschaften oder die Pharmaindustrie Normwerte nach oben (Beispiel Ferritin-
Wert) oder unten (der "Klassiker" Cholesterinwert) verschieben, werden aus Gesunden rasch Kranke. Je mehr gesundheitliche Risiken bei einem Patienten diagnostiziert werden, desto wahrscheinlicher - so der Lockruf der Hersteller - sei sein Bedarf an Nahrungsergänzungsmitteln.
Die Fakten scheinen den Skeptikern recht zu geben: Nur zehn Prozent der Frauen leiden erwiesenermaßen an einem echten Eisenmangel und sind auf eine medikamentöse Therapie angewiesen. Auch wenn der Eisenwert im Blut zu niedrig ist, sagt dies noch lange nichts darüber aus, ob der Körper auch tatsächlich unter einem Mangelzustand leidet.
Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz mit seinen Studiogästen über seriöse Nachweismethoden für Mineralstoff- oder Vitaminmangel und über die Chancen und Gefahren von Ersatzpräparaten und Eiseninfusionen.
Service
Sendungsgäste:
Univ. Prof.in Dr.in MPH Ursula Köller
Vorstand des Instituts für Labordiagnostik
Krankenhaus Hietzing mit neurologischem Zentrum am Rosenhügel
E-Mail
Homepage
Dr.in Sabine Lahnsteiner
FA für Allgemeinmedizin, Arbeits- und Notfallmedizinerin
Leiterin des 1. Linzer Eisenzentrums
E-Mail
Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss
Geschäftsführender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Med Uni Innsbruck, Bereich Klinische Infektiologie und Immunologie
E-Mail
Homepage
Infolinks:
Das Erste - Info zu Vitamin D
Das Erste - Information und Ratgeber bei Eisenmangel
Wann braucht es eine Eiseninfusion? - Eine kritische Betrachtung
Über die Verursacher von Eisenarmut
NZZ - Wundermacher gegen Müdigkeit?
Eisenplattform - Therapie und Berechnung
Eisenplattform - Epidemiologie und Ferritinwert
Infos zur Blutarmut - Anämie
Netdoktor - Vitamin B 12 Mangel/Anämie
Infos zur Blutuntersuchung - AOK
Zum Bluttbild bei VeganerInnen
Frankfurter Rundschau, Laborwerte - So verstehen Sie ihr Blutbild
Buchtipp:
Hans Peter Seelig, Marion Meiners
Laborwerte klar und verständlich
Verlag Gräfe und Unzer 2013
ISBN-13: 978-3833822902