Gedanken für den Tag
Von Michael Bünker, Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich. "Aus dem Leben eines Erzengels". Gestaltung: Alexandra Mantler
23. September 2013, 06:56
Auf der Burg Hadrians sah der Papst einst den Engel Michael sein blutiges Schwert in die Scheide stecken. Am Gargano waren die Neapolitaner geschlagen und die Pest in Rom besiegt worden. Seitdem heißt die Burg Engelsburg. Rom und die Engel. Rainer Maria Rilke schreibt, dass ihr Schicksal einen dort in jeder Kirche still anredet, aber das kann ich nicht bestätigen. Santa Maria Maggiore zum Beispiel, eine der großen Basiliken, hat zwar eine Michaelskapelle mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert, aber diese Fresken sind weitgehend zerstört und in der Kapelle ist heute der Souvenirshop, wo man zwar Papststatuen in allen Varianten kaufen kann, aber weit und breit nichts vom Erzengel Michael.
Dabei ist er doch nach jüdischer und christlicher Überlieferung der Erste, der "Fürst" der Engel, der auch durch die Jahrhunderte die Vorstellungen von Menschen beflügelt hat. Er ist einer der wenigen Engel, die namentlich genannt werden. "Wer ist wie Gott?" so die gängige Übersetzung seines Namens. Und das ist nicht nur eine rhetorische Frage! Satan - so wird erzählt - will sich selbst an Gottes Stelle setzen. Deshalb will er nicht anerkennen, dass die Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden. Ich könnte auch sagen, er verweigert die Anerkennung der Menschenwürde. Bestenfalls die tierischen Gesetze lässt er gelten, dass die Starken die Schwachen fressen, die Schnellen die Langsamen, die Erfolgreichen die Verlierer. Aber er macht seine Rechnung ohne Michael. Der wirft ihn einfach aus dem Himmel hinaus. Im Himmel hat diese Einstellung Lokalverbot.
Weil die Würde der Menschen bewahrt sein muss, gibt Gott sein Gebot. Mose bringt die Tafeln vom rauchenden Berg. Und als er stirbt, beansprucht Satan seinen Leichnam. So einer gehört mir! Und damit auch alles Recht, dass Witwen und Waisen, Sklaven und Fremdlinge Schutz brauchen, dass die Armen der Maßstab für die Gerechtigkeit sind. Zum Teufel damit! Und wieder tritt ihm Michael in den Weg und erstreitet den Leichnam des Mose. Michael - der Engel der Befreiung, der Engel der Gerechtigkeit, der Option für die Armen. Auf seiner Himmelfahrt sieht der Prophet Jesaja einen Engel heller strahlen als alle anderen. "Wer ist das?", fragt er ahnungslos. Das ist der große Engel Michael, hört er, der immer für die Menschlichkeit und für die Armen betet (magnus angelus Michael deprecans semper pro humanitate et humilitate, AscIs 9,23).
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Guillaume Dufay/um 1400 - 1474
Bearbeiter/Bearbeiterin: Jordi Savall/geb.1941
Gesamttitel: JEANNE LA PUCELLE / Original Filmmusik
Titel: Rondeau : Ce jour de l'an - für 3 Schalmeien und Percussion
Untertitel: LES BATAILLES
Solist/Solistin: Alfredo Bernardini /Schalmei
Solist/Solistin: Beatrice Delpierre /Schalmei
Solist/Solistin: Michele Vanderbrouque /Schalmei
Solist/Solistin: Pedro Estevan /Percussion
Länge: 02:00 min
Label: Travelling Auvidis / Extraplat