Betrifft: Geschichte

Großbürgerlicher Stolz - Monumentale Pracht: Die Wiener Ringstraße. Gestaltung: Martin Adel

Als Antwort auf die 1848er Revolution ließ Kaiser Franz Joseph I. im Zentrum der Haupt- und Residenzstadt noch zwei neue Kasernen errichten. Die Rossauer-Kaserne steht noch; jene auf der Dominikaner Bastei nicht mehr. Aber apropos "Bastei": Wien war zu dieser Zeit im Kern noch eine von Befestigungsanlagen eingeschnürte Stadt mit nahezu keinen Entwicklungsmöglichkeiten, während vor dem Glacis die Vororte sich langsam zu Vorstädten entwickelten.

Das anbrechende Industriezeitalter und die bald rasant steigende Bevölkerungszahl erzwangen geradezu die Erweiterung der Stadt. Dazu kam die Unzeitgemäßheit der in wesentlichen Teilen noch aus dem Mittelalter herrührenden Verteidigungsanlagen. Ende 1857 fiel der Beschluss diese zu schleifen. Die damit eingeläuteten Bautätigkeiten sollten sich über mehr als ein halbes Jahrhundert hinziehen.

Und das Resultat ist heute noch so sichtbar wie bekannt. Aber wer baute dort und zu welchem Zweck? Bemerkenswert ist jedenfalls bis heute, dass keine einzige Prachtstraße bis mitten ins Zentrum führt. So als hätte sich großbürgerliche Machtentfaltung wie ein Speckgürtel um einen verknöchernden Kern gelegt, ihn sozusagen zerniert.

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