Salzburger Nachtstudio

Das Pathos der Freiheit
Zum 100. Geburtstag von Albert Camus
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Er war einer der Heroen der europäischen Nachkriegsmoderne: der französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus. Wie kann der Mensch einer sinnlosen Welt - einer Welt ohne Gott - doch noch so etwas wie Sinn abgewinnen? Wie steht es um die menschliche Freiheit in einer zunehmend "verwalteten Welt" (Adorno)? Welche Bedeutung haben Tugenden wie Solidarität und die Fähigkeit zu Mitgefühl in einer zunehmend enthumanisierten Welt? Das waren einige der Fragen, die Albert Camus umtrieben.

Im Gegensatz zu seinem Freund-Feind Jean-Paul Sartre, der in den 1950er Jahren den Freiheitsüberschwang seines existenzialistischen Frühwerks gegen eine temporäre Annäherung an den Sowjetkommunismus eingetauscht hatte, im Gegensatz zu Sartre hielt der "progressive Reformist" Albert Camus bis zu seinem Unfalltod im Jänner 1960 auf fast schon pathetische Weise am Primat der menschlichen Freiheit fest - das machte ihn zu einem der geistigen Gewährsleute auch der rebellierenden Jugend der 1960er Jahre.

Albert Camus entwickelte seine "Philosophie des Absurden" unter dem Eindruck der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts: Auschwitz, Hiroshima, Archipel Gulag sind die entsprechenden Stichworte. Wie wirksam ist dieses Denken heute noch? Wo entfaltet Camus' "Philosophie des Absurden" eine über die Gebundenheiten ihrer Zeit hinausgehende Strahlkraft? Und inwieweit passen die Theoreme des existenzialistischen Meisterdenkers in ein hedonistisches Zeitalter wie das unsere? Darüber philosophieren im "Salzburger Nachtstudio" die Camus-Biographen Martin Meyer (Zürich) und Iris Radisch (Hamburg) zusammen mit den Philosophen Peter Kampits, Kurt Salamun und Peter Strasser. In historischen Interview-O-Tönen kommt auch Albert Camus selbst zu Wort.

Service

Martin Meyer: "Albert Camus - Die Freiheit leben", Hanser-Verlag, München, 368 Seiten, EUR 24,90 (D), EUR 25,60 (A)

Iris Radisch: "Camus - Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie", Rowohlt-Verlag, Reinbek, 352 Seiten, EUR 19,95 (D), EUR 20,60 (A)

Michel Onfray: "Im Namen der Freiheit - Leben und Philosophie des Albert Camus", aus dem Französischen von Stephanie Singh, Knaus-Verlag, München, 576 Seiten, EUR 29,99 (D), EUR 30,90 (A)

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