Passagen

Aus dem RadioKulturhaus.
Im Zeit-Raum. Vorreiten und Nachdenken: Gefangen im Netz!? - Das Internet und ich.
Johannes Kaup im Gespräch mit Anitra Eggler, Kathrin Folkendt und Dominik Batthyany. (Aufgenommen am 15. November im RadioKulturhaus)
Bearbeitung: Haimo Godler

Ein "Click" für diese oder jene Initiative, ein "Like" dort, oder der "Shitstorm" auf den Internet-Seiten diverser Tageszeitungen: Das Verhalten im Netz wird zunehmend fragwürdiger, anonymer und beliebiger. Es scheint, als ob wir uns zu Gefangenen des Netzes gemacht haben, ohne uns bewusst zu sein, dass wir zugleich die Gefängniswärter desselben sind. Nach einem Jahrzehnt der flächendeckenden Verbreitung des Internets, macht sich auch Ernüchterung breit. Einem Panoptikum an digitalen Möglichketen der Information, des Konsums und der Kommunikation stehen zunehmend negative Phänomene gegenüber: narzisstische Selbstdarstellung, Orientierungslosigkeit, Banalität, Einsamkeit und Internet-Sucht. Das von vielen "gehypte" Netz wirft auch gewaltige Schatten.

Sind unsere Einträge auf Facebook nicht mehr als Rauchzeichen ständiger Selbstvergewisserung, dass wir dank unseres "Internet-Ichs" (Anitra Eggler) noch existieren? Werden wir zu neuen Herdentieren auf Twitter? Wie "gläsern" werden wir mittels
Google? Was tun, wenn wir alle Anzeichen eines Internet-Junkies haben und wir hochgradig nervös werden, wenn wir einen Tag lang keine Mails gecheckt haben? Einer Studie der Universität Chicago zufolge, reagieren Menschen, die vom Zugang zu Facebook ausgeschlossen werden, mit Einsamkeit, Depressionen und schweren Entzugserscheinungen.

In seinem neuen Buch "To Save Everything, Click Here" zieht Internet-Kritiker Ewgeny Morozow gegen die Propheten der schönen neuen Internet-Welt zu Felde. Statt mithilfe digitaler Technologien intelligente Antworten auf Armut, Hunger, Krankheit oder Verbrechen zu finden, führen sie uns weiter davon weg. Wir werden durch sie zu "Lehnstuhlaktivisten". Morozow ruft zur "Entwöhnung" vom Internet auf und fordert dazu auf, unsere sozialen und politischen Auseinandersetzungen auf altmodische analoge Weise auszufechten.

Wie umgehen mit der Flut an Mails, mit den Möglichkeiten und Zwängen von Facebook, Google und Twitter? Wie schützen wir unsere Privatsphäre vor der Datenweitergabe, dem "Ewigen Gedächtnis" der Server-Farmen und ihrer börsennotierten Verwalter? Ist die Schwarm-Intelligenz tatsächlich klug und die "Weisheit der Massen" weise? Wie umgehen mit dem Phänomen der Internet-Sucht? Wer steuert denn das Internet-Ich eigentlich? Müssen wir uns das Internet überhaupt abgewöhnen, wie Internet-Kritiker Ewgeny Morozow meint?

Service

Anitra EGGLER Internet-Expertin, Digitaltherapeutin aus Liebe um Web, Dozentin an der FH St. Pölten "Social Media Marketing" und "Unternehmens-Kommunikation", sowie am MCI Innsbruck für den internationalen Masterstudiengang Management, Communication & IT, Autorin von "E-Mail macht dumm, krank und arm" sowie von "Facebook macht blöd, blind und erfolglos".

Kathrin FOLKENDT ist Managementberaterin und Marketingchefin bei Tupalo.com. Sie hat an der Donau Universität Krems studiert, sie hat zahlreiche Projekte im IT-bereich geleitet und mitorganisiert "Digitalista": eine Plattform die seit Anfang des Jahres existiert um Frauen in der österreichischen Digital-Branche zu fördern, das "International Geek-Together" eine Non-proft-Plattform für Internet_Start Ups und Entwickler, die in verschiedenen Europäischen Städten organisiert wird.

Dominik BATTHYANY Psychotherapeut und Leiter der Therapie- und Beratungsstelle für Mediensucht an der Sigmund Freud Privat Universität Wien Paris, Leiter der Abteilung Suchtprävention im "Grünen Kreis", arbeitet und publiziert zum Thema "Internet-Sucht".

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