Radiodoktor - Medizin und Gesundheit
Ihr Kinderlein kommet - Vom maßgeschneiderten Kind bis zum Kaiserschnitt
23. Dezember 2013, 14:05
Wenn in einigen Tagen, in der Nacht des Jahreswechsels, das alljährliche Neujahrsbaby geboren und der Öffentlichkeit präsentiert wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Kind nicht zufällig und natürlich, sondern mittels geplantem Kaiserschnitt auf die Welt gekommen ist. Im Jahr 2011 war das der Fall, 2008 ebenfalls und ebenso im Jahr 2006. Tatsächlich ist die Kaiserschnitt-Rate in den vergangenen Jahren in Österreich stark gestiegen. Bereits jedes dritte Kind wird operativ auf die Welt gebracht. 2012 wurden in Österreich 29,5 Prozent der insgesamt rund 79.000 Babys per Kaiserschnitt entbunden, in Deutschland waren es 2010 32,1 Prozent, in der Schweiz im Jahr 2011 33 Prozent, berichtet der aktuelle Qualitätsbericht der heimischen Spitäler.
Die Gründe sind vielfältig: Die Sectio caesarea gilt in Österreich als sichere Methode, um Komplikationen zu vermeiden - und Ärzte und Spitäler gehen immer weniger Risiken ein. Außerdem wünschen sich zunehmend mehr Schwangere aus Angst vor den Schmerzen bei einer natürlichen Geburt eine Sectio. Die Terminplanung wiederum - ein Kaiserschnitt dauert maximal 30 Minuten - erleichtert den Krankenhäusern die Auslastung der Kapazitäten und nicht zuletzt erhöht die steigende Zahl von Mehrlingsschwangerschaften die Kaiserschnitt-Rate - denn die Geburt von Mehrlingen stellt per se ein Risiko dar. Mehrlingsgeburten wiederum nehmen zu, weil auch die Anzahl der künstlichen Befruchtungen steigt. Auf geplantes Wunschkind folgt also geplante Wunschgeburt.
Stellt sich nun die Frage, wie weit die Entwicklung von maßgeschneiderten Kindern gehen darf.
Mittlerweile versuchen Expertinnen und Experten für in-vitro-Fertilisation eine möglichst gezielte Vorauswahl der im Reagenzglas befruchteten Eizellen zu treffen. Dann müssen weniger Eizellen in die Gebärmutter eingebracht und die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften kann reduziert werden. Denn bei Mehrlingsschwangerschaften ist häufig mindestens eines der Babys krank. Außerdem scheint eine natürliche Geburt für das Baby den gesundheitlich besseren Start ins Leben zu garantieren. Erste Studien zeigen erhöhte Allergie- und Asthma-Erkrankungszahlen bei Kaiserschnittkindern.
Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz zusammen mit seinen Studiogästen wohin die Entwicklung geht und ob die natürliche Geburt unweigerlich von einer technisierten Medizin abgelöst werden wird.
Eine Sendung von Martin Rümmele.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
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Kaiserschnitt: Die Vor- und Nachteile
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Pressen oder schneiden?
Hebammen sorgen für weniger Frühgeburten und Kaiserschnitte
Radiodoktor-Infomappe: In vitro Fertilisation - Chancen und Risiken
Caroline Oblasser, "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht", Edition Riedenburg 2008
Michael Stark (Hrsg.), "Der Kaiserschnitt: Indikationen, Hintergründe", Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2008
Anni König, "Und der Klapperstorch kommt doch. Memoiren eines Kinderwunsch-Puzzles",
Edition Riedenburg 2010