Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Wenn Mozart schmeckt wie Marzipan
Eine Sendung über die Vermischung der Sinneswahrnehmungen bei Synästhetikern
Gestaltung: Christoph Kersting

Allein in Deutschland leben schätzungsweise 200.000 Menschen, bei denen sich die Sinne vermischen: Buchstaben werden farbig oder lösen einen Geschmack auf der Zunge aus. Bei anderen wiederum erzeugt "Mittwoch" einen anderen Geruch als "Donnerstag". Forscher sprechen in solchen Fällen von Synästhesie.

Mit bildgebenden Verfahren untersuchte der Neurologe Richard Cytowic als Erster die Hirntätigkeit bei synästhetischen Empfindungen. Dabei zeigte sich, dass die Aktivität in der Großhirnrinde entgegen allen Erwartungen abnimmt. Cytowic folgerte daraus die Theorie, dass das limbische System die synästhetische Wahrnehmung steuert. Dieser tiefergelegene Teil des Gehirns ist großteils für Erinnerung und Emotionen zuständig, und - so vermutet Richard Cytowic - eben auch für die Sinneskoppelungen bei Synästhetikern.

Anhänger der "limbischen Theorie" ist auch der Leiter der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, Hinderk Emrich, der auch die einzige Synästhesie-Forschungsgruppe in Deutschland gegründet hat.

Synästhesie hat vor allem in der Kunst des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts eine wichtige Rolle gespielt. Vladimir Nabokov hat Buchstaben mit bestimmten Farben verbunden. Auch von Kandinsky, Baudelaire und Rimbaud heißt es, sie seien Synästhetiker gewesen.

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