Logos - Theologie und Leben

"Was glauben Sie?" - Der Altabt von Einsiedeln: Martin Werlen. Gestaltung: Johannes Kaup

Martin Werlen war ein in vielfacher Hinsicht ungewöhnlicher Abt. Als jüngster Oberer des größten Schweizer Klosters Einsiedeln ist er einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als twitternder Ordensmann bekannt geworden. Unter "@Abtmartin" suchte er das Gespräch über Gott und die Welt mit seinen Tausenden sogenannten Followern, zu denen auch Nichtgläubige zählen. Inzwischen wurde er auch vom Feuilleton einiger deutschsprachiger Qualitätszeitungen entdeckt und als "zwitschernder Abt" porträtiert. Für ihn ist das eher Nebensache, geht es ihm theologisch doch darum, in einer müde und sklerotisch gewordenen Kirche wieder positiv zu provozieren.

Im November 2012 verfasste er eine Schrift mit dem Titel "Miteinander die Glut unter der Asche entdecken". Darin zeigt er konkrete Schritte auf, wie die katholische Kirche, deren Zustand er als "dramatisch" bezeichnet, "gemeinsam ein Feuer entfachen kann, das Wärme schenkt". So plädiert er für mehr Kompetenzen für Klöster, weniger Traditionalismus in der Kirche, für mehr Glaubwürdigkeit ohne Anspruch auf Besitz der Wahrheit, für die Zulassung von mehr Dialog, für die Erweiterung des Kreises der Entscheidungsträger, für die klare Beachtung der Menschenrechte, für die Offenheit für Kritik, für neue Regeln für Bischofsernennungen, für die Revision der Zölibatsvorschriften, für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt, für die Neuregelung der Kompetenzen der Kardinäle und ein neues Beratungsgremium für den Papst. Letzteres hat der neue Papst nun umgesetzt.

Der 1962 geborene Abt Martin Werlen studierte Philosophie und Theologie, sowie Psychologie in der Schweiz und in den USA. Er lehrt Entwicklungspsychologie und Religionspsychologie an der Stiftsschule Einsiedeln. Im November 2013 hat er nach zwei Amtszeiten den Rückzug von seiner Funktion als Abt von Einsiedeln bekannt gegeben. Doch der 51-Jährige steht schon auf dem römischen Dreiervorschlag für die Nachfolge des Bischofs von Sitten. Um Martin Werlen wird es wohl auch in Zukunft nicht ruhiger werden. Johannes Kaup hat den Altabt von Einsiedeln in der Schweiz besucht und gefragt, worum es ihm in seinem Glauben geht.

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