Radiokolleg - Sternzeichen Violine

30. Jänner 2014, 09:45

Der 2. Februar ist der Geburtstag zweier Geigenvirtuosen. 1875 erblickte an diesem Tag Fritz Kreisler in der Großen Schiffgasse 21 auf der "Mazzesinsel" in Wien das Licht der Welt, 24 bis 26 Jahre später, vermutlich aber 1901, in Vilnius, der Hauptstadt des heutigen Litauen, das damals zum Zarenreich gehörte, Jascha Heifetz.

Die Biografien der beiden Geigenvirtuosen weisen einige Gemeinsamkeiten auf: beide galten als Wunderkinder. Fritz Kreisler wurde im Alter von nur sieben Jahren als jüngster Schüler in der Geschichte dieser Ausbildungsstätte auf das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgenommen und von Josef Hellmesberger und Anton Bruckner unterrichtet, Heifetz spielte mit nur sechs Jahren bereits das Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy. Bei Ausbruch der Russischen Revolution übersiedelte Jascha Heifetz in die USA, 1925 wurde er eingebürgert. Im selben Jahr verließ Fritz Kreisler die Vereinigten Staaten, wo er zehn Jahre lang gelebt hatte, wieder in Richtung Berlin. Beide Musiker waren jüdischer Abstammung und traten ab 1933 nie mehr in Deutschland auf. Kreisler emigrierte 1939 nach Jahren des Exils in Südfrankreich in die USA und betrat den europäischen Kontinent niemals wieder.

Beide Künstler waren für ihre Virtuosität bekannt, ihre Stile waren jedoch sehr unterschiedlich. Kreisler spielte in der als "Alt-Wiener Geigenklang" bekannten warmen Tongebung. Außerdem schrieb man ihm die Entwicklung des modernen Vibratos zu, was allerdings nicht eindeutig nachweisbar ist. Jascha Heifetz hingegen strich sein Instrument mit größter Genauigkeit und Präzision. Dabei war er extrem minimalistisch in seiner Gestik. Er verzog keine Miene und unterstrich sein Spiel auch nicht durch Mitgehen des Körpers.

Was die Instrumente betraf, war Heifetz im Vergleich zu Kreisler mit seiner großen Sammlung wertvoller Violinen von Stradivari und Guarneri del Gesú geradezu bescheiden. Er beschränkte sich auf drei Instrumente - darunter allerdings ebenfalls eine Stradivari und eine Guarneri del Gesú.

Wir spüren den beiden Musikern nach, spielen ihre Interpretationen berühmter Werke, vergleichen Stil und Klang, beobachten sie bei ihren raren Zusammentreffen und beleuchten Entwicklungen, Wirken und Vermächtnis dieser beiden unterschiedlichen Leben im Zeichen der Violine.

Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Sabine Nikolay