Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Reizdarm - Nachhaltige Hilfe ist möglich

Kardinalsymptom des Reizdarm-Syndroms ist der dauernde oder wiederkehrende Schmerz. Dieser wird typischerweise durch Stress verstärkt und löst sich häufig nach Stuhlentleerung. Dazu kommen Durchfälle oder Verstopfungen - nicht selten auch beides in abwechselnder Folge. Etwa jede zwanzigste Person, die einen Hausarzt aufsucht, leidet unter diesem Beschwerdebild.

Schwere Verläufe gehen mit heftigsten Schmerzen, Krämpfen, Blähungen, Durchfällen und/oder Verstopfung einher. Das kann soweit führen, dass Betroffene das Haus nicht mehr verlassen, oder sich nur noch von Reiswaffeln und Wasser ernähren, um ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen. Depressionen und Angststörungen sind nicht selten die Folge.
Das Reizdarmsyndrom zählt zu den so genannten funktionellen Störungen. Obwohl die Beschwerden gravierend sein können, ergeben charakteristischerweise Routineuntersuchungen inklusive Endoskopie durchwegs normale Befunde.
Die häufig darauf folgende ärztliche Botschaft "Ihnen fehlt nichts!" wird vielen Betroffenen zum Verhängnis. Denn sie stellt oft den Beginn einer jahrelangen Odyssee mit wiederholten Durchuntersuchungen mit immer dem gleichen unauffälligen Ergebnis dar.
Dabei kann Betroffenen geholfen werden. Zum einen mit der Diagnose - es gibt dafür eindeutige Kriterien. Zum anderen mit der Klarstellung, dass ein Reizdarm nichts "Eingebildetes" ist. Denn auf der Ebene von Nervenzellen und -bahnen, der Darmschleimhaut und in jenen Gehirnarealen, in denen Emotionen verarbeitet werden, liegen sehr wohl messbare Veränderungen vor.

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Symptome, nach zusätzlichen Beschwerdebildern wie Stress, Angststörung oder Depression sowie dem Leidensdruck und den Bedürfnissen der Erkrankten. Effizienter als Medikamente alleine sind verschiedene psychotherapeutische Methoden, bei denen bereits mit acht bis zwölf Sitzungen ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden kann. Als besonders wirksam hat sich die "Bauchhypnose" erwiesen. Dabei wird die Hand auf den Bauch gelegt und die Betroffenen stellen sich vor, dass ihr Verdauungstrakt ruhig, rhythmisch und gesund arbeitet. Dies aktiviert Selbstheilungskräfte. Diese Methode kann auch im Alltag angewendet werden. Gut wirksam sind auch Probiotika, Flohsamen und Pfefferminzöl.
Einen gänzlich neuen, wissenschaftlich untermauerten Ansatz stellt die sogenannte FODMAP-Diät dar. Dabei werden bestimmte schlecht resorbierbare Kohlenhydrate vermieden, wodurch eine Besserung von Durchfall und Blähungen erzielt werden kann.

Diesmal informieren Sie Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und seine Gäste über die Entstehung des Reizdarmsyndroms, über den belastenden Lebensweg mancher Betroffener und über wirksame Behandlungsmöglichkeiten.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Priv.-Doz.in Dr.in Christine Kapral
FÄ für Innere Medizin, Additiv-FÄ für Gastroenterologie und Hepatologie sowie für Intensivmedizin
4. Internen Abteilung - Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin, Endokrinologie
Aö KH der Elisabethinen
Fadingerstraße 1
A-4020 Linz
Tel.: +43/(0)732/7676/4477
E-Mail
KH der Elisabethinen

Univ.-Prof.in Dr.in Gabriele Moser
FÄ für Innere Medizin, Psychotherapeutin
Leiterin der Spezialambulanz für gastroenterologische Psychosomatik
Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40 400/4750
E-Mail
Spezialambulanz für gastroenterologische Psychosomatik

Österreichische Patienteninitiative Reizdarm (ÖPRD)
Vorgartenstraße 145-157/Stg.1/EG
A-1020 Wien
Tel.: +43/1/212 04 90/14 (jeden Mittwoch 16.00 bis 18 Uhr)
E-Mail
Patienteninitiative Reizdarm

Initiative Gesunder Darm
Linzer Straße 57
A-3002 Purkersdorf
Tel.: +43/676/841 08 634 (Montag bis Donnerstag 09.00 bis 17.00 Uhr, Freitag 09.00 bis 13.00)
E-Mail
Initiative Gesunder Darm

Liste der österreichischen Therapeutinnen und Therapeuten, die Bauchhypnose anbieten
Hypnose als Therapie
Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
Österreichische Gesellschaft für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin (ÖGPPM)
International Foundation for Functional Gastrointestinal Disorders (IFFGD)
Selbsthilfe bei RDS
ÄrzteZeitung: "Spezialdiät gegen Reizdarmbeschwerden" 31.1.2014

Gabriele Moser, "Psychosomatik in der Gastroenterologie und Hepatologie", Springer Verlag 2007

Christiane Weißenberger, "Ernährungsratgeber Reizdarm: Genießen erlaubt", Schlütersche Verlag 2012

Thilo Schleip, Gabi Hoffbauer, "Reizdarm", Gräfe und Unzer Verlag 2009

Sendereihe