Salzburger Nachtstudio

"Der Forscher, der mit den Tieren sprach." Zum 25. Todestag von Konrad Lorenz
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger

Für die einen ist er der Darwin des 20. Jahrhunderts, für die anderen ist er als Forscher längst überholt und widerlegt. Dass er ein entlarvter Parteigänger der Nationalsozialisten sei, schlug zum 100. Geburtstag des Verhaltensforschers und Tierfreundes hohe Wellen.

Das elterliche Gut in Altenberg bot genügend Platz für die Tiere, die der Sohn des bekannten orthopädischen Chirurgen Adolf Lorenz von den nahe gelegenen Donauauen nach Hause brachte. Es war auch der Vater, der Konrad Lorenz zum Studium der Medizin drängte. Der Sohn studierte auch noch Zoologie und erforschte tierische Instinktbewegungen. Dabei entdeckte er, dass sich verschiedene Tiergruppen ganz spezifisch bewegen und dies für die jeweiligen Gruppen kennzeichnend sei. Ein Merkmal ebenso wie das des Körperbaus. Mit diesen Erkenntnissen legte Konrad Lorenz die Grundlage für die vergleichende Verhaltensforschung. Er lehrte an der Albertus-Universität in Königsberg, ehe ihn der Zweite Weltkrieg zu einer Unterbrechung der wissenschaftlichen Laufbahn zwang. Er rückte als Arzt ein und geriet in russische Gefangenschaft.

1948 nach Altenberg zurückgekehrt, nahm Konrad Lorenz seine Forschungstätigkeit wieder auf. 1949 gründete die Österreichische Akademie der Wissenschaften seine Station für vergleichende Verhaltensforschung in Altenberg. Die optimalen Arbeitsbedingungen fand der Verhaltensforscher jedoch bei der deutschen Max-Planck-Gesellschaft. Die Forschungen am Institut für Meeresbiologie in Buldern und Wilhelmshaven, sowie in Seewiesen in Oberbayern waren wegbereitend für seine späteren Arbeiten in Altenberg und Grünau im Almtal, wohin er 1973 zurückkehrte. Es war auch jenes Jahr, indem er gemeinsam mit dem gebürtigen Österreicher Karl von Frisch und dem Niederländer Nikolaas Tinbergen den Nobelpreis für Medizin entgegennahm. Eine Auszeichnung "in Anbetracht der Tragweite ethologischer Erkenntnisse auch für Psychiatrie und Psychosomatik".

Konrad Lorenz war aber nicht nur der Begründer der Verhaltensforschung, er war auch eine schillernde Figur der Umweltschutzbewegung. Mit seinen Forschungserkenntnissen stand er jedoch im krassen Gegensatz zu den Behavioristen. Sie gehen davon aus, dass jedes Verhalten erlernt ist. Konrad Lorenz Credo jedoch lautet: "Der Weg zum Verständnis des Menschen führt genau ebenso über das Verständnis des Tieres, wie ohne Zweifel der Weg zur Entstehung des Menschen über das Tier geführt hat".

Die Kritiker/innen des Pioniers der Verhaltensforschung zeihen ihn jedoch der "Unwissenschaftlichkeit". Sie kritisieren, dass die Studien nur aus bloßem Beobachten bestanden und dabei zahlreiche Fehler passiert seien, die zu Missinterpretationen geführt hätten. Konrad Lorenz selbst schenkte dem wenig Aufmerksamkeit, sondern publizierte viele Bestseller.

In der Sendung kommen sie alle zu Wort: Die Graugänse, mit denen Konrad Lorenz spricht, Mitarbeiter/innen der Forschungsstelle Grünau und Kritiker/innen.

Sendereihe