Menschenbilder

Leo Bretholz: "Danke Mama - ich habe es geschafft. Ich bin noch hier."
Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Am 8. März 2014, 2 Tage nach seinem 93. Geburtstag ist der gebürtige Wiener Leo Bretholz in seiner zweiten Heimat Pikesville in Maryland in den USA gestorben.

Aus diesem Anlass wiederholen wir die Sendung des Autors von "Flucht in die Dunkelheit", der 1938 als 17-Jähriger aus Wien fliehen konnte. Seine Familie, die Mutter und seine zwei Schwestern musste er zurücklassen, er konnte sie nie wieder sehen.

Die nächsten Jahre sind geprägt von Fluchten: der junge Wiener Jude Leo Bretholz versucht sich vor den Nazis zu verstecken, irrt rastlos von einem Land zum nächsten und wird immer wieder eingefangen. Durch einen Sprung aus einem Deportationszug mit dem Ziel Auschwitz rettet er sich vor dem sicheren Tod. Nur 5 der 1.000 mit diesem Zug Verschickten konnten nach Leo Bretholz' Angaben überleben.

1944 schließt er sich der französischen Résistance an und wird Mitglied der "Sechsten" ("La Sixième"), einer Gruppe, die Verbindung zu den Regierungsbeamten und zur Polizei sucht, die gegen die Deutschen arbeiteten. Nach dem Krieg erhält Leo Bretholz das lang ersehnte US-Visum und geht nach Baltimore, wo seine Tante lebt. Erst 1962 als er einen offiziellen Bescheid erhält, dass seine Familie ermordet worden ist, bricht er sein Schweigen und spricht über seine traumatischen Erfahrungen während der Kriegszeit.

In Baltimore betreibt Leo Bretholz eine Buchhandlung, ein befreundeter Journalist ermutigt ihn, ein Buch über seine Erlebnisse zu verfassen. 2005 erscheint es unter dem Titel "Flucht in die Dunkelheit" auch auf Deutsch.

Leo Bretholz ist immer wieder nach Wien gekommen, das erste Mal in den 1970er Jahren - er konnte alle Plätze und sogar die Bäume und die Teppichstange in dem Wohnhaus, in dem er mit seiner Familie aufgewachsen ist, wieder finden. Nur die geliebten Menschen von damals sind verschwunden, wurden ermordet, aber von ihm nie vergessen. Leo Bretholz hatte mit seiner Frau Florine, die 2009 gestorben ist, 3 Kinder.

Leo Bretholz war aktiv bis zuletzt - 10 Tage vor seinem Tod hat er noch an einer Schule vorgetragen, und am 10. März hätte er in einem Verfahren um Entschädigungszahlungen der Französischen Staatsbahnen, sie hatten viele Transporte in die Vernichtungslager der Nazis durchgeführt, aussagen sollen.

Sendereihe

Gestaltung

  • Heinz Janisch

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonin Dvorak
Album: Ö1 KLASSIKER VOL.8 : DVORAK
Titel: Quartett für Streicher Nr.12 in F-Dur op.96 B 179
Populartitel: Amerikanisches Quartett
* Lento - 2.Satz (00:07:54)
(Musik teilw. unterlegt)
Ausführende: Amadeus Quartett
Ausführender/Ausführende: Norbert Brainin /Violine
Ausführender/Ausführende: Siegmund Nissel /Violine
Ausführender/Ausführende: Peter Schidlof /Viola
Ausführender/Ausführende: Martin Lovett /Violoncello
Länge: 03:00 min
Label: Universal 4762330 (2 CD)

weiteren Inhalt einblenden