Salzburger Nachtstudio

Ausgebrannt.
Eine Zeitdiagnose mit Ausstiegsszenarien
Gestaltung: Elisabeth Nöstlinger

"Die Eile hat der Teufel erfunden", lautet ein türkisches Sprichwort. Und tatsächlich leben wir in einer satanischen Epoche. Von nichts sind wir so durchdrungen wie von der Vorstellung, dass die Zeit knapp sei, dass wir unsere Leben auf Trab bringen müssen, um der Knappheit der Zeit Rechnung zu tragen. Das setzt viele dermaßen unter Druck, dass sie ausbrennen. Burn-out lautet dann die Diagnose, die manchen auch einen gewissen Charme verleiht. Denn es sind die überdurchschnittlich Engagierten, die davon betroffen sind. Sie haben für ihre Sache gebrannt, bevor sie am Rande der Gesellschaft zusammengebrochen sind. Wissenschaftlich betrachtet ist Burn-out (noch) keine Kategorie. Doch lässt sich der Diskurs über das zunehmende Phänomen nicht mehr verzögern. Außerdem kann Burn-out nicht mehr ausschließlich auf individueller Basis betrachtet werden, sondern muss in einen gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext gestellt werden. Entschleunigung ist angesagt. Die Besinnung auf mehr Qualität statt Quantität, auf Lebensgenuss und Zeitqualität. Gleichzeitig boomen jedoch die Therapien gegen den Leistungsabfall, gegen die Stagnation, gegen den Stillstand. Anti-Stress-Kurse versprechen Lebensqualität, Wellness-Oasen Stille und Ruhe und fernöstliche Heilsmethoden, die innere Balance zu finden. Bringen sie auch eine Lebensveränderung auf Zeit? Eines steht jedoch fest: der Diskurs über das Zeitgeistphänomen lässt sich nicht mehr verzögern.

Service

Ericht Hotter, Sieben Schritte gegen Burnout, Verlag Leykam.
Martina Leibovici-Mühlberger, Die Burnout - Lüge. Was uns wirklich schwächt, wie wir stark bleiben. Edition a.


Blog mit Infos zum Thema Burnout

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