Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Natur und Mensch." Neue Denkanstöße aus den Anden
Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Die politischen Veränderungen in Lateinamerika haben verstärkt Debatten zu alternativen Entwicklungsmodellen angestoßen. In Ecuador und Bolivien spielt in diesen Debatten das Prinzip des "guten Lebens", wie es sich aus indigenen Kulturen ableiten lässt, eine wichtige Rolle.

Der Politikwissenschafter Oscar Vega Camacho von der Universidad Católica de Bolivia in La Paz beschäftigt sich damit, wie sich dieses gute Leben für alle über eine Vertiefung und Erweiterung demokratischer Prozesse verwirklichen lassen könnte. Die Vorstellung von einem guten Leben ist dabei uralt und in ganz unterschiedlichen Kulturen zu finden. Einen ersten Entwurf von Kriterien des guten Lebens formulierte Aristoteles vor rund 2.400 Jahren in seiner Nikomachischen Ethik. Aristoteles ging es um das "geglückte Leben" - Eudaimonia. Allerdings hielt er lediglich freie Männer für befähigt zu solch einem geglückten Leben.

Im 18. Jahrhundert war die Rede vom größtmöglichen Glück der größtmöglichen Zahl. Im 20. Jahrhundert erarbeiteten die Philosophin Martha Nussbaum und der indische Ökonom Amartya Sen eine Liste von Rahmenbedingungen für gutes Leben. In den lateinamerikanischen Staaten Ecuador und Bolivien wurde das gute Leben vor wenigen Jahren sogar als Prinzip in der Verfassung verankert. Vivir bien, wie es auf Spanisch heißt, bezieht unterschiedliche Weltbilder der Andenvölker mit ein und misst auch der Natur eine ganz besondere Bedeutung zu. Theorie und Praxis klaffen allerdings weit auseinander.

Service

Ulrich Brand: Plurinationale Demokratie in Bolivien. Gesellschaftliche und staatliche Transformationen, Verlag Westfälisches Dampfboot
Isabella Radhuber: Der plurinationale Staat in Bolivien. Die Rolle der Ressourcen- und Budgetpolitik, Verlag Westfälisches Dampfboot

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