Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

14. Mai 2014, 19:05

Angesichts der Katastrophe des Ersten Weltkrieges fragt man sich, wie die europäische Kultur innerhalb von kürzester Zeit in eine unvorstellbare Barbarei versinken konnte. Und wie es möglich war, dass Philosophen, Künstler und Schriftsteller die Speerspitze einer enthusiastischen Kriegsbegeisterung bildeten? Philosophen wie Rudolf Eucken, Georg Simmel oder Max Scheler sahen im Krieg die einzigartige Chance, wieder "wesentlich" zu werden, zur "Eigentlichkeit" der menschlichen Existenz" vorzustoßen.

Neben den zivilisationskritischen Philosophen, die den Krieg als Läuterungsprozess darstellten, gab es auch zahlreiche Protagonisten, die eine Vermählung von Philosophie und Militär anstrebten. Der Kampf um die Selbsterhaltung der eigenen Nation, "die der Seele des Einzelnen hohen Adel verleiht" - so der Philosoph Paul Natorp - findet sich auch bei anderen Nationen; speziell in England oder Frankreich. Dort adelte der Philosoph Henri Bergson den Krieg gegen Deutschland "als Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei".

Es fanden sich nur wenige Philosophen und Intellektuelle wie Bertrand Russell, Romain Rolland oder Gustav Landauer, die sich gegen diese hysterische Kriegsbegeisterung stellten. Sie zahlten dafür einen hohen Preis der privaten Isolation, der gesellschaftlichen Ächtung oder der staatlichen Repression.

Service

Peter Hoeres, Krieg der Philosophen. Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg, Ferdinand Schöningh Verlag

Ernst Piper, Nacht über Europa. Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs, Propyläen Verlag

Ulrich Sieg, Geist und Gewalt - Deutsche Philosophen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Hanser Verlag

Ernst Jünger, Kriegstagebuch 1914-1918, Klett-Cotta Verlag

Gerhard Senft (Herausgeber): Bertha von Suttner, Pierre Ramus, Joseph Roth u.a. Friedenskrieger des Hinterlandes. Der Erste Weltkrieg und der zeitgenössische Antimilitarismus, Löcker Verlag

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