Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Der Moskauer Kreml
Die Rote Festung der Macht
Eine Sendung von Brigitte Voykowitsch
4. Juni 2014, 19:05
Als Zitadelle der Nation, "als ewiges, heiliges Herz" beschreibt die britische Russland-Spezialistin Catherine Merridale in ihrem neuen Werk den Moskauer Kreml. Ob der derzeitige Präsident Wladimir Putin sich an diesem Ort persönlich wohl fühlt, lässt sie offen. Politisch versteht Putin den Mythos des Kremls jedenfalls perfekt zu nutzen. Öffentliche Zeremonien werden vor der mit Gold und Kristall beladenen Kulisse des Kremls abgehalten und publikumsträchtig im Fernsehen übertragen. Die Anfänge des Ortes reichen bis ins siebente/achte Jahrhundert zurück. Zunächst befand sich hier aber lediglich ein Militärstützpunkt in einem damals noch dicht bewaldeten Gebiet. Die Oberhoheit wurde jungen Prinzen überlassen, denn andere Orte waren weitaus wichtiger. Die erste schriftliche Erwähnung Moskaus stammt aus dem Jahre 1147, das darum als das Gründungsjahr Moskaus gilt. Mit dem Aufstieg Moskaus wurde der Kreml zum Sitz immer größerer Macht, wobei Kirche und Staat von Anfang an ein enges Bündnis eingingen. Im Kreml wurden die Zaren gekrönt, von denen manche der baulichen und dekorativen Ausstattung des Kremls große Aufmerksamkeit widmeten und sich die architektonische Inszenierung der Macht einiges kosten ließen. Im Kreml hielt auch die Rote Armee nach dem Sieg über Deutschland ihre Parade ab. Selbst in der Zeit, als St. Petersburg zur neuen Residenz der Zaren wurde, blieb der Kreml ein wichtiger Ort für die Verwaltung des Landes. Auch bedeutende Klöster befanden sich hier. Immer wieder haben allerdings Kriege, Katastrophen und dann auch die russische Revolution zu massiven Zerstörungen geführt, auf die ein Wiederaufbau mit manchmal noch größeren Ambitionen folgte. Die Aura des Kreml als Sitz der Zaren wird auch nach dem Ende der Sowjetunion wieder von den Machthabern genutzt.