Gedanken für den Tag

1. September 2014, 06:56

Über das Vergessen

Niemals vergessen! Eine Forderung, die sich auf die unvorstellbaren Gräueltaten bezieht, die vor dem und im Zweiten Weltkrieg passiert sind und dessen Beginn am 1. September 1939 war. Vor genau 75 Jahren.

Eine der Aufgaben der Psychologie heute ist es, trotz erlebter Traumata ein erfülltes Leben führen zu können. Einer der Grundsätze der Psychoanalyse Freuds hierfür lautet jedoch erinnern, um zu vergessen. Dieser Gegensatz lässt fragen: was vergessen? Die Ereignisse, die Geschehnisse kann und darf man nicht vergessen, das Trauma und den Schmerz, den die Gräueltaten bereitet haben, muss man vergessen um wieder klar denken zu können. Denken daran, wie es zu so etwas Furchtbarem kommen konnte.

Die großen Verbrechen beginnen wie die große Liebe im Kleinen, im Verborgenen, im Zuhause, in Wohn- und Schlafzimmer. Sie beginnen in Form von Gedanken und Werten. Wertvoll wird alles das, was als hilfreich zur Erfüllung des Glücks angesehen wird. Wertlos, und damit nicht mehr lebenswert und verachtenswert, wird alles, was dem Glück scheinbar im Weg steht. Mitgefühl und Wertschätzung sind leichter für die sogenannten wertvollen Menschen und Dinge oder auch Ideologien zu empfinden.

Für angeblich wertlose Menschen und Ideologien empfinden wir nichts, Gleichgültigkeit, und so können wir unser Unglück und unseren Hass auf sie projizieren. Erinnern ist deshalb wichtig, um erkennen zu können, dass ALLE Werte ohne Berücksichtigung von Menschlichkeit nicht nur wertlos sondern gefährlich sind. Der Wert des Menschen liegt in seiner Menschlichkeit und nicht in seinem Glauben und seinen Überzeugungen.

Service

Georg Fraberger, "Ohne Leib, mit Seele", Verlag Ecowin

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