Logos - Theologie und Leben

"Allein selig machend?" - Wie die christlichen Kirchen sich selber sehen. Gestaltung: Markus Veinfurter

Außerhalb der Kirche kein Heil? Und wenn dem so sein sollte, außerhalb welcher Kirche? Bei vielen engagierten Christinnen und Christen ist die ökumenische Bewegung hoch im Kurs. Sie strebt eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen an, nicht zuletzt in humanitären Hilfsprogrammen. Auch internationale, interkulturelle und interreligiöse Begegnungen sind dabei erwünscht.

Doch ist diese so inklusive wie offene Gemeinschaft christlicher Kirchen - streng theologisch betrachtet - überhaupt möglich? Hat doch die römisch-katholische Kirche lange Zeit den hohen Anspruch gestellt, die "allein selig machende" Kirche zu sein - oder zumindest haben das viele so formuliert und so geglaubt.

Vor genau 50 Jahren hat die große Bischofsversammlung des Zweiten Vatikanischen Konzils eine - wie viele meinen - entscheidende Korrektur in der Lehre von der Kirche vorgenommen. Mit einem kleinen, schwer zu interpretierenden, lateinischen Wort - mit dem berühmten "subsistit in" statt "est" - scheint die römisch-katholische Kirche den Anspruch, die "einzig wahre", die "allein selig machende" Kirche zu sein, aufgegeben zu haben. Demzufolge IST die "einzig wahre Kirche Christi" nicht exklusiv mit der römisch-katholischen identisch - sondern sie ist lediglich in ihr VERWIRKLICHT, was ja bedeuten mag, dass diese "einzig wahre Kirche" auch in anderen, nicht römisch-katholischen, verwirklicht sein kann.

Die Debatte darüber ist bis heute nicht abgerissen. Sie ist freilich keine rein akademische. Wie wäre - so könnte man fragen - der ökumenische Dialog zwischen den christlichen Kirchen überhaupt möglich, wenn eine von ihnen noch den Anspruch stellt, die "einzig wahre" zu sein? Dann wäre im Grunde die vielzitierte "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" gar nicht denkmöglich, sondern nur ein vorgeschobener "Dialog", eine sogenannte "Rückkehr"-Ökumene, die letztlich alle getrennten Brüder und Schwestern im päpstlichen Schoß der Kirche von Rom vereinen will.

Markus Veinfurter hat sich beim römisch-katholischen Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, beim evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, bei Arsenios Kardamakis, griechisch-orthodoxer Metropolit von Austria - und bei Universitätsprofessorin Regina Polak umgehört, die sich unter anderem mit "spiritueller Theologie im interreligiösen Prozess" beschäftigt.

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