Radiokolleg - Doppelt schneller als der Puls

Über das Musik-Genre Techno (1). Gestaltung: Hans Groiss

In der Blackbox des dunklen Clubs mit seinen wummernden Lautsprechern, den pulsierenden Stroboskopen und aufwändigen Lasershows bewegen sich zuckende Körper zum stampfenden Rhythmus. Durch die ekstatische Technomusik sind die Tanzenden zu einer Gemeinschaft verbunden. Alle sind anonym und bewegen sich wie Roboter. Dieses Bild erzeugt Angst oder Begeisterung bei Musikliebhaber/innen.
Repetitive Klangbausteine, minimalistische Rhythmusmuster im Viervierteltakt und abstrakte, sphärische Texturen bringen die Körper in Bewegung. In Industriehallen oder bei Großveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen verschmelzen Tanzende zu einer homogenen Masse. Aber was genau bedeutet Techno und mit welchen Instrumenten wird dieser vollelektronische, extrem bass- und rhythmusorientierte Musikstil generiert?

"Techno wurde nicht als Tanzmusik entwickelt, sondern als futuristische Behauptung", meint der Technoproduzent und Musiker Jeff Mills 2013 in einem Interview. Der Begriff Techno wurde Mitte der 1980er Jahre in Detroit geprägt. Afroamerikanische Künstler/innen mixten Elemente aus Soul, Funk, Disco mit europäischer Avantgardemusik von Karlheinz Stockhausen oder Popmusik von Kraftwerk und Depeche Mode zu einer visionären Maschinenmusik. Über London, Berlin und Tokio wurde Techno weiterentwickelt.

Mit Turntables, also Plattenspielern, Computern und Mischpulten verdichten DJs und Musiker/innen komplexe Klangbausteine zu einer Tanzmusik, die sich spätestens in den 1990er Jahren kommerzialisierte: Der Schlager und die volkstümliche Musik entdeckten die Macht von elektrischen Bassschlägen. Was als revolutionäre Jugendbewegung begann, wurde zur hedonistischen Partymusik oder Beschallung im Modefachgeschäft. Hans Groiss analysiert die Entwicklung des einst als musikalisch, technologisch und gesellschaftlich fortschrittlich betrachteten Genres.

Service

Laurent Garnier, Elektroschock: Die Geschichte der elektronischen Tanzmusik, Hannibal Verlag, 2005
Felix Denk, Sven von Thülen, Der Klang der Familie: Berlin, Techno und die Wende, Suhrkamp Verlag, 2014
Reinald Goetz, Rave, Suhrkamp Verlag, 2001
Gabriele Klein, electronic vibration. Pop Culture Theory, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Summer
Urheber/Urheberin: Moroder
Album: Walk Away - the best of 1977-1980
I FEEL LOVE
Ausführender/Ausführende: Donna Summer
Länge: 01:10 min
Label: Casablanca 810011

Komponist/Komponistin: Ralf Hütter
Komponist/Komponistin: Florian Schneider
Komponist/Komponistin: Karl Bartos
Komponist/Komponistin: Emil Schult
Album: COMPUTERWELT
Titel: Computerwelt
Ausführende: Kraftwerk /gesprochen m.Begl.
Länge: 01:00 min
Label: EMI 6995902

Urheber/Urheberin: Eno
Album: Ambient #4 - On Land
Tal Coat
Ausführender/Ausführende: Brian Eno
Länge: 01:20 min
Label: Editions 20

Komponist/Komponistin: Richie Hawtin
Titel: xxx
Ausführende: Richie Hawtin
Länge: 01:00 min

Untertitel: Rhythim Is Rhythim
Titel: It Is What It Is
Ausführende: Rhythim Is Rhythim
Länge: 01:00 min
Label: Transmat - MS6

Untertitel: Kevin Saunderson
Titel: Tranzister
Ausführende: Kevin Saunderson
Länge: 01:00 min
Label: KMS

Untertitel: Jeff Mills
Titel: Berlin
Ausführende: Jeff Mills
Länge: 01:00 min
Label: NovaMute

Untertitel: Members Of Mayday
Titel: The Judgement Day
Ausführende: Members Of Mayday
Länge: 01:00 min
Label: Low Spirit Recordings

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