Gedanken für den Tag

von Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz. "An Gott glauben jenseits aller Selbstverständlichkeit". Gestaltung: Alexandra Mantler

Ich kann jeden verstehen, der das Wort "Gott" nicht mehr hören kann. In Gottes Namen ist einfach zu viel angerichtet worden, in der Geschichte der Menschheit und in den Seelen der Menschen.

Es gibt sie, die Gottesvergiftung, Tilmann Moser, der deutscher Psychoanalytiker, hat sie so beschrieben: "Ich saß wie in einer Falle mit dir: alle mir wichtigen Menschen zeigten keinerlei Zweifel, dass es dich gebe und du ansprechbar, verständnisvoll, gütig, gerecht, gar ,lieb' und ,barmherzig' seist, wenn auch mit dem Hintergrund düsterer Strafen, deren schlimmste freilich der Liebes- und Beziehungsverlust sei, und es galt gleichzeitig als ausgemacht, dass bei dem, der dich nicht erreichte, etwas Schlimmes vorliegen müsse. Das brachte mich in die Lage einer keuchenden Ratte, die ihre Tretmühle in wachsender Panik immer schneller tritt. Du hast aus mir eine Gottesratte gemacht, ein angstgejagtes Tier ohne Ausweg."

Wenn dann noch der Verdacht dazu kommt, dass jene, die da so selbstverständlich von Gott reden, nur ihre eigenen Macht- und Herrschaftsinteressen betreiben, sei es in naiver Unschuld, sei es zynisch und bewusst, dann muss man einen solchen Gott in sich töten, wenn man leben will.

Zwar hat sich hier manches geändert, schlicht, weil Religion - und das sage ich gerade als katholischer Theologe in Österreich - Gott sei Dank nicht mehr jene Macht besitzt, die sie so lange besaß.

Aber dafür taucht ein anderer Verdacht auf: dass jene, die von Gott reden, von Himmel und Hölle, Sünde und Erlösung, Schöpfung und Gericht, eben von "Gott und der Welt", von nichts wirklich etwas verstehen. Sie sind dann nur noch lieb, banal und selbst so bedürftig.
Ein großer protestantischer Theologe, Eberhard Jüngel, hat 1977, in dem Jahr, als ich zu studieren begann, ein Buch mit dem Titel "Gott als Geheimnis der Welt" veröffentlicht. Das hat mich schon damals nicht mehr losgelassen.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann/1681 - 1767
Urheber/Urheberin: Georg Philipp TELEMANN/14.3.1681 Magdeburg - 25.6.1767 Hamburg
Album: TELEMANN: CONCERTI PER OBOE
* Allegro - 4.Satz (00:02:10)
Titel: Konzert für Oboe, Streicher und B.c. in e-moll
Oboenkonzert
Solist/Solistin: Heinz Holliger /Oboe
Ausführende: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Iona Brown
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4128792

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