Tonspuren

Was groß war, hat sich als klein erwiesen. Porträt des polnischen Schriftstellers Czeslaw Milosz. Feature von Grace Yoon (Produktion DLF 2014)

Als Czeslaw Milosz in der Gruft des Krakauer Paulinerklosters beigesetzt werden sollte, protestierten nationalkonservative Katholik/innen: Milosz sei kein Patriot gewesen. Für die meisten Polen verkörperte er dagegen das Ideal des aufgeklärten Kosmopoliten.

Grundthema seines dichterischen Werkes war die Verführbarkeit des Intellektuellen durch den Geist des Totalitarismus. Milosz wurde in Litauen geboren, studierte in Paris, lebte während der deutschen Besatzung in Polen und schrieb bittere Lyrik, gründend auf scharfsinnigen Beobachtungen des Warschauer Alltags und der Vernichtung der Juden. 1951 ging er ins Pariser Exil, ab 1960 lehrte er in Berkeley slawische Literatur.

Erst 1980, mit der Verleihung des Nobelpreises, nahm das westliche Publikum von ihm Notiz. Obwohl Polen ihm dann offiziell die Rückkehr anbot, ließ er sich erst im Jahr 2000 in Krakau nieder. Dort starb er am 14. August 2004; das internationale Literaturfestival der Stadt wurde nach ihm benannt.

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