Europa-Journal

1. Italien - Hoffnung auf Besserung
2. Griechenland - Hilfe zur Selbsthilfe
3. Türkei - die Generation Erdogan übernimmt
4. Belgien - Juden in Angst
Moderation: Agathe Zupan

Italien - Hoffnung auf Besserung
Die alte Politik beenden, das Land reformieren, die Wirtschaft wieder in Schwung bringen - mit viel Optimismus und großen Versprechungen hat Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi vor etwas mehr als einem Jahr sein Amt angetreten. Zwar hat der 40-Jährige in seinem ersten Regierungsjahr mehr erreichen können als all seine Vorgänger zusammen, gemessen an seinen eigenen Ansprüchen ist Renzi allerdings gescheitert. Von seinem ehrgeizigen Reformprogramm für die bekannt verwaltungsintensive und steuer-resistente italienische Wirtschaft ist nur sehr wenig umgesetzt . Auf die Aufbruchsstimmung folgt deshalb die Ernüchterung, und auch im politischen Alltag Italiens stößt Renzi auf starken Gegenwind. Seine eigene Partei, der Mitte-Linke Partito Democratico, kritisiert ihn viel und öffentlich. Ganz ein wenig Land ist aber für die geplagten Italiener in Sicht: zum ersten Mal seit vier Jahren könnte die Wirtschaft heuer wieder wachsen, und ein erfolgreicher Ministerpräsident Renzi könnte dem Land auch die lange ersehnte politische Stabilität bringen. Aus Rom berichtet Alexander Kofler.

Griechenland - Hilfe zur Selbsthilfe
In Brüssel ist auch diese Woche wieder nichts weitergegangen im quälenden Hin und Her zwischen den Ländern der Eurozone und Griechenland. "Nicht ausreichend", so hat Eurozonen-Chef Dijsselbloem die jüngsten Vorschläge der Regierung Tzipras beurteilt , wie das finanzmarode Griechenland dauerhaft saniert werden kann. Die Menschen erwarten nichts mehr vom Staat. Einrichtungen wie das Arbeitsamt haben nichts anzubieten, weder Jobs noch Beratung, Pensionen und Löhne werden fortlaufend gekürzt, wer sich Strom und Lebensmittel leisten kann, gilt in Griechenland bereits als privilegiert. Die einzige Hoffnung kommt von den vielen kleinen Privatinitiativen, die einfach nur versuchen, Verzweifelten zu helfen und Bedürfnisse zu befriedigen. Ihr Angebot reicht vom Sprachkurs bis zur Antwort auf die Frage: was soll ich nur tun, um zu Geld zu kommen? Wolfgang Landmesser hat eine dieser Initiativen besucht, das Projekt "Praksis".

Türkei - die Generation Erdogan übernimmt
In der Türkei prallen zwei Welten aufeinander: ein Staat zwischen Ost und West, zwischen Laizismus und Religiosität, zwischen Aufbruch und Stagnation. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Entwicklung der Türkei von einem Mann geprägt, der die Republik nach seinen Vorstellungen umgestaltet hat, und dessen Namen schon jetzt in die Geschichtsbücher eingegangen ist Recep Tayyip Erdogan, zuerst als Ministerpräsident, seit vergangenem Sommer als Staatspräsident. Erdogan verfolgt seinen Kurs unerbittlich. Medien und Verwaltung werden instrumentalisiert, Kritiker, darunter viele Journalisten und Blogger inhaftiert, die Justiz, die politische Opposition und das Militär wurden entmachtet. Von seiner Herrschaft wurde bereits eine ganze Generation junger Türken geprägt. Deshalb nennt die junge deutsche Journalistin Cigdem Akyol ihr soeben erschienenes Buch auch "Generation Erdogan - Die Türkei - ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert". Die Autorin lebt als Korrespondentin mehrerer deutschsprachiger Zeitungen in Istanbul. Brigitte Fuchs hat sie getroffen und zur "Generation Erdogan" befragt.

Belgien - Juden in Angst
Nicht erst seit den islamistischen Angriffen in Paris vom 7. Jänner dieses Jahres leben die Juden in Europa wieder vermehrt in Angst. In Berlin ist das Tragen der Kippa in manchen Stadtvierteln gefährlich, im belgischen Antwerpen löst sich die traditionelle jüdische Gemeinde gleich selbst immer mehr auf; 20.000 großteils traditionelle Juden leben noch im letzten Schtetel Europas, es werden aber rasant weniger. Immer mehr von ihnen ziehen weg - aus Angst vor einem wieder aufkeimenden Antisemitismus. Jan Kampmann berichtet.

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