Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Böse Ahnungen. Chargaff und die Kritik an der Gentechnologie.
Gestaltung: Ulrike Schmitzer

Erwin Chargaff war ein Pionier der modernen Biochemie. Er hatte in Wien Chemie studiert und war nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nach Paris und später in die USA emigriert. Dort machte er bahnbrechende Entdeckungen über die Gestalt der DNA und brachte James Watson und Francis Crick auf die Idee der Doppelhelix-Struktur, die den beiden schließlich den Nobelpreis einbrachte. Soweit jedenfalls seine Version der Geschichte.

Chargaff verschaffte sich - auch ohne Nobelpreis - eine große Öffentlichkeit, indem er in die Literatur wechselte. Er schrieb vielbeachtete Essays über die gerade aufkeimende Gentechnologie, trat im Fernsehen auf und warnte vor den Gefahren der technischen Machbarkeit. Er entwarf Horrorszenarien von geklonten Embryonen und halbmenschlichen Chimären. Interessanterweise sind das Schreckensbilder, die noch heute aufgegriffen werden. Man denke nur an den Auftritt der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff im März 2014, bei dem sie Retortenbabies als "Halbwesen" diffamierte. "Die Topoi gleichen sich ganz erstaunlich - teilweise bis hin zur Wortwahl", beobachtet die Chemikerin und Germanistin Magdalena Bachmann.

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Literatur zu Erwin Chargaff:

Erwin Chargaff: Brevier der Ahnungen. Klett-Cotta Verlag 2002

Erwin Chargaff: Das Feuer des Heraklit. Skizzen aus einem Leben vor der Natur. Klett-Cotta 1979

Walter Kappacher: Hellseher sind oft Schwarzseher. Erinnerungen an Erwin Chargaff. Verlag Ulrich Keicher

Franz Wuketits: Außenseiter in der Wissenschaft. Pioniere-Wegweiser-Reformer. Springer Spektrum Verlag 2015

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