Gedanken für den Tag

von Hubert Feichtlbauer, Publizist. "Wie süß ist Sterben fürs Vaterland?". Gestaltung: Alexandra Mantler

Krieg hat es immer gegeben, Krieg wird es immer geben. Das ist ein Naturgesetz. Schaut in die Bibel zur Bestätigung! So hat es der Stammtisch immer behauptet. Zustimmung kam bisweilen auch von literarischer Seite. "Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler", schrieb Ingeborg Bachmann. Verzeihung, aber da muss man doch ein bisschen genauer hinschauen, ohne Blinzeln.

Zuerst feierte das Volk Gottes Jahwe als parteinehmenden Feldherrn des eigenen Heeres. Auch nach Abschluss des Bundes auf dem Sinai, der auch das Gebot "Du wirst nicht morden" enthält, wurden noch viele Schlachten geschlagen. Allzu lange wog für viele ein Einzelmord schwerer als tausendfacher Mord im Krieg. Aber das Verbot war da und wich nicht mehr.

Propheten traten schon im Volk Israel auf, entwickelten Friedensvisionen: Aus Schwertern sollten Pflugscharen, aus Lanzen Winzermesser werden. Mit wachsender kollektiver Erkenntnisfähigkeit änderte sich das Bild des Krieges zusammen mit dem Bild Gottes. Vor 2000 Jahren predigte Jesus: Leben und lieben ist tausendmal süßer als Sterben im Krieg. Aber auch er besiegte die Bremswirkung der Zeit nicht über Nacht. Jahrhunderte lang haben christliche Kaiser, Könige und Päpste im Namen Gottes einander blutig bekriegt. Der mittelalterliche Kirchenreformer Propst Gerhoch vom Augustiner Chorherrnstift Reichersberg am Inn blieb einsamer Rufer in der Wüste, als er schon vor 800 Jahren Krieg Führen durch die Kirche als "Werk des Teufels und des Antichrist" brandmarkte.

Der Krieg gegen den Krieg wurde in vielen mühsam errungenen Etappen von Philosophen, Theologen und Rechtsgelehrten gewonnen. Das Ringen um eine Zähmung des politisch verordneten Massensterbens durch Regeln brachte ein umfassendes Völkerrecht hervor.
Die größte Lehre aus der Geschichte wurde 1945 aus dem größten Krieg aller Zeiten gezogen.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Erik Satie/1866 - 1925
Album: Klaviermusik von Erik Satie
* Gnossienne Nr.2 < 1890 > (00:01:32)
Titel: GNOSSIENNES für Klavier Nr.1 - 6
Solist/Solistin: Yitkin Seow /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Hyperion CDA 66344

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