Logos - Theologie und Leben

"Wer ist schon ohne Fehl und Tadel?" - Perfektionismus, Leistungsdenken und Religion. Gestaltung: Markus Veinfurter

"Irren ist menschlich!" oder "Nobody is perfect!": Immer mehr Menschen können diese Binsenweisheiten in ihrem Leben nicht mehr beherzigen: Sie müssen perfekt sein - oder besser gesagt: tadellos! Denn sie streben nicht nach exzellenten Leistungen - wie im "klassischen" Perfektionismus, sondern sie wollen sich unangreifbar machen, aus existenzieller Angst vor jeder Form von Kritik. Damit wird aus dem an sich durchaus positiv besetzten Begriff "Perfektionismus" die Bezeichnung für eine ernst zu nehmende Krankheit.

"Wenn das Soll zum Muss wird" - unter diesem Titel beschreibt der Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli die inneren Zwänge des Perfektionisten/der Perfektionistin: "Jeder Perfektionist hat Angst im Nacken - und diese Angst ist irrational, unlogisch und widersinnig." Das angepeilte Ziel ist außerdem so unerreichbar wie der Polarstern für den Seefahrer. "Allen Menschen recht getan ..."

Auch auf dem Gebiet der Religiosität hat der Drang zum Perfektionismus folgenschwere Auswirkungen: Der Perfektionist kann Liebe ohne Gegenleistung nicht akzeptieren - auch vor Gott zählt für ihn nur die Leistung ...

Hohe Ideale sind für die Perfektionisten in Wahrheit nicht akzeptabel - weil sie die Spannung zwischen Realität und Ideal nicht ertragen können. Eine "Exit-Strategie": Der Perfektionist, die Perfektionistin erklärt den Ist-Zustand zum Ideal-Zustand - oder sich selbst einfach zum fehlerfreien Menschen.

Der Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli empfiehlt dagegen das Prinzip der "Imperfektionstoleranz" - aber das berühmte "Nobody is perfect" ist in der modernen Gesellschaft offenbar nur schwer umsetzbar.

Sendereihe

Gestaltung

  • Markus Veinfurter