Leporello
Die Villa Massimo in Rom - ein Hort für Künstler
17. Juni 2015, 07:52
Anselm Kiefer und Hans Magnus Enzensberger waren hier, Uwe Johnson, Heinrich Böll und Herta Müller. Die "Villa Massimo", im römischen Stadtteil Nomentano gelegen, ist eine der illustren Adressen deutscher Auslandskulturarbeit. Seit Februar residiert die Schriftstellerin Eva Menasse hier - mit einem Jahresstipendium des deutschen Kulturstaatsministeriums versehen.
Die Villa Massimo liegt inmitten eines drei Hektar großen Parks voller Pinien, Zypressen und wuchtiger, alter Steineichen. Finanziert wurde der Bau der Villa im ideal-italienischen Stil von dem Berliner Unternehmer Eduard Arnhold, der das Anwesen unmittelbar nach seiner Errichtung 1913 dem preußischen Staat schenkte. Zusammen mit einem Stiftungskapital von 680.000 Mark, auf dass herausragende Architekten, Bildhauer, Maler, Komponisten und Schriftsteller aus deutschen Landen unter südlicher Sonne Inspiration und Muße für ihre künstlerische Arbeit finden mögen.
Der Kunsthistoriker Joachim Blüher ist seit dreizehn Jahren als Direktor in der Villa Massimo tätig. Nach der italienischen Einigung 1870, erzählt Bühler, erlebte Rom einen unerhörten städtebaulichen Boom. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs zogen tausende Künstler aus ganz Europa - in der Nachfolge von Goethe, Keats und Byron - in die italienische Hauptstadt, um sich von den Schönheiten der "Ewigen Stadt" inspirieren zu lassen.
Arnhold ließ eine prachtvolle Villa und eine Reihe zweckmäßiger Ateliers in einem pittoresken Park bauen, um Künstlerinnen und Kreativen ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Die Wienerin Eva Menasse kam 2015 in den Genuss des mit 2.500 Euro monatlich dotierten Villa-Massimo-Stipendiums, weil sie ihren Lebensmittelpunkt seit gut einem Jahrzehnt Jahren in Berlin hat.
In der "Splendid Isolation" der Villa Massimo und ihres Parks, zwischen Zypressen und prachtvollen römischen Antiken, ist von der italienischen Misere des Jahres 2015 wenig zu spüren. Eva Menasse lebt hier Tür an Tür mit acht anderen Künstlerinnen und Künstlern - in einer Art Luxus-WG unter südlicher Sonne. Während sie an einem großangelegten Doderer-Essay arbeitet, genießt Eva Menasse den römischen Alltag mit allen Sinnen.- Gestaltung: Günter Kaindlstorfer
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