Radiokolleg - Ironie und tiefere Bedeutung

Der Komponist Kurt Schwertsik (2). Gestaltung: Martin Adel

Seine oft heiteren, mit viel Witz und mit Leichtigkeit überraschenden Werke täuschen wohl ein wenig: Funkelnde Wachheit, ungemeine geistige Beweglichkeit und Wendigkeit sind nur die eine, die voreilig als bestimmend angesehene Seite. Die andere Seite neigt zum Bedenken tieferer Bedeutung, zur Bedenklichkeit, zum Nachsinnen; nur unzureichend bezeichnet mit "Überlegung". Kurz: Wer Kurt Schwertsik als Quelle sprudelnder, blitzender Einfälle versteht, irrt und verkennt sein Grundwesen und das seiner Werke.

Seine Rückkehr zur "Tonalität" nach langen Jahren der intensiven Auseinandersetzung mit den verschiedenen Richtungen musikalischer Avantgarde hat ihn keineswegs in einen "Konservativen" verwandelt. Viel eher gewinnt man den Eindruck, dass allgemeine Verständlichkeit der musikalischen Sprache bei ihm aus einem tiefen Bedürfnis nach Kommunikation entstanden ist. Darin liegt keine Skepsis gegenüber intellektuellen Inhalten, ganz im Gegenteil. Kaum jemand ist so sehr wie er in der Lage, über komplexe analytische und strukturelle Fragen (nicht nur!) der Musikgeschichte zu sprechen, aber eben so, dass auch Laien ihn verstehen. Musik löst sich bei ihm nicht ab vom normalen Leben, verschwindet in keinem elfenbeinernen Turm der Kennerschaft, beansprucht keine Absolutheit - obwohl er mehr als bereit ist, absolute Musik als solche anzuerkennen und zu erkennen! Damit ist der ehemalige Hornist der Wiener Symphoniker (er spielt allerdings noch andere Instrumente) auch zu einem großen Musikpädagogen geworden. Seine enge Bekanntschaft mit vielen bedeutenden zeitgenössischen Komponisten macht ihn zu mehr als nur einer Fundgrube der gegenwärtigen musikalischen "Welt". Besonders hervorzuheben sind seine freundschaftlichen Verbindungen zu Friedrich Cerha und zu Otto M. Zykan: Mit dem 1958 gemeinsam mit F. Cerha gegründeten Ensemble "die reihe" und den 1965 gemeinsam mit O. M. Zykan gründeten "Salon-Konzerten" gehört Kurt Schwertsik zu den maßgeblichen Wegbereitern zeitgenössischer Musik in Österreich mit internationalem Widerhall.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Kurt Schwertsik
Gesamttitel: KONZERT GKHS 19921119 MA8743/1-4
Irdische Klänge / Uraufführung des kompletten Zyklus (5 Teile)
1. Irdische Klänge op.37 (1980): Andante rubato/Allegretto (16.50)
2. Die irdischen Klänge zweiter Teil: 5 Naturstücke für Orchester op.45(1984) (17.10)
Wind.In sanfter Bewegung
Donner.Mit steigender Unruhe Regen.Gelassen, fast heiter Wasser.Ruhig fließend (was sonst!) Vogel.Sehr bissig & rasch
GZ: 1.56.55 MZ: 1.50.35 DOLBY A
Leitung: Horia Andreescu
Ausführende: Wiener Symphoniker
Länge: 13:00 min
Label: Boosey & Hawkes / Materialgebühr

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