Leporello
"Die Wahl": Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf bei den wellenklängen in Lunz
10. Juli 2015, 07:52
Nach erfindungsreichen und preisgekrönten Projekten wie "Die Reise" oder "Ganymed Boarding" ist das Duo Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf von Theatergruppe "wenn es soweit ist" nun bei den "wellenklängen" in Lunz am See zu Gast. "Die Wahl" lautet der Titel der Aufführungsreihe. Die Intendantin des jährlich im Sommer stattfindenden Festivals für zeitgenössische Kunst hatte sich neben international beachteten Künstlern heuer eine Teilnahme der Einwohner des beschaulichen Festivalortes - der Lunzerinnen und Lunzer - gewünscht.
Das Projekt aus der "wenn es soweit ist"-Werkstatt ist ein bemerkenswertes Unterfangen: An drei Abenden, unterteilt in "Glaube", "Liebe" und "Hoffnung", werden Einwohnerinnen von Lunz am See auf der Bühne stehen und in einer besonderen Form von Theateraufführung ihre Eindrücke vermitteln, die sie zuvor voneinander gewonnen haben. Das Drehbuch der drei Abende schrieb also die Wirklichkeit; Grundlage ist eine jeweils reale Begegnung eines Lunzers mit einem anderen Lunzer. Der Titel "Die Wahl" rührt daher, dass die Gesprächspartner den Namen ihres Gegenübers aus einer "Wahlurne" zogen.
Illustriert mit Filmaufnahmen des Teams von "wenn es soweit ist" werden die bei den Gesprächen gewonnenen Eindrücke zu Porträts der Lunzerinnen und sodann theatralisch aufgeführt; übermorgen Sonntag beginnt die dreiteilige Reihe. Die Geschichte einer Altbäuerin fällt in denThemenbereich "Liebe"; zum Stichwort "Hoffnung" wird eine Wasserforschungsstation am Lunzer See angeführt, die den Fischbestand trotz globaler Erwärmung sichern soll; unter dem Titel "Glauben" erzählt ein Mann u.a. von berührenden Begräbniszeremonien auf dem Land, bei denen ein seltener Einklang von kollektiver Trauer erfahren werden kann. Weiters wird angesprochen, dass Lunz ein Ort ist, an dem bisher kein einziger Migrant aufgenommen wurde, obwohl die Bevölkerungszahl dramatisch schrumpft.
Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf stehen für ein Theater, das in die Tiefe geht und im Grunde hochpolitisch ist. Mit ihrem Projekt "Die Wahl" sprechen sich die beiden etwa für Empathie innerhalb einer Gemeinde aus, die - zum Beispiel - durch Gespräche entstehen kann, die von echtem Interesse füreinander geprägt sind. Auch wenn die Theateraufführung bei den wellenklängen im kleinen, ländlichen Rahmen spielt und von ungeschulten Darstellern getragen wird, sei ihre Arbeit ein globales Projekt: Denn Kunst kann die Welt verändern, die Weltpolitik kann es offenbar nicht, davon sind Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf überzeugt.-
Gestaltung: Christa Eder
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