Radiogeschichten

"Die Anwesenheit". Von Lygia Fagundes Telles. Aus dem Portugiesischen von Alfred Opitz. Es liest Michou Friesz. Gestaltung: Julia Zarbach

Als ein junger Mann in ein Ferienhotel einchecken will, stößt er dabei auf wenig Gegenliebe. Denn die Bewohner sind ausschließlich alte Leute. Die greisen Gäste empfinden die Jugend des Neuankömmlings geradezu als dekadent; nur allzu sehr führt er ihnen ihre Sterblichkeit vor Augen. Durch seine bloße Anwesenheit würde er alles aufwühlen - das versucht ihm bereits der Portier bei der Anmeldung klarzumachen, doch der junge Mann lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen und bezieht das Apartment.

Lygia Fagundes Telles, geboren 1924 in São Paulo gilt als Grande Dame der brasilianischen Literatur. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften fand sie als Frau keinerlei Möglichkeiten, in der Juristerei zu arbeiten. So verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Journalistin. 1954 erschien ihr erster Roman. Der große Durchbruch gelang ihr jedoch erst 1973 mit dem Roman "As Meninas" (deutsch "Mädchen am blauen Fenster"). Thema sind die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der siebziger Jahre. Charakteristisch für ihre Erzählungen und Romane sind aber auch fantastische Elemente sowie die Themen Wahnsinn und Tod. Lygia Fagundes Telles ist eine der ersten Frauen, die als Mitglied in die brasilianische Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen wurde (1985). Ihre Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie lebt in ihrer Geburtsstadt São Paulo.

Service

Lygia Fagundes Telles, "Die Anwesenheit" aus "Hotelgeschichten", hrsg. von Ronald Glomb und Hans Ulrich Hirschfelder, Fischer Verlag

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