Logos - Theologie und Leben

"Was glauben Sie?" - Der Musiker Jordi Savall. Gestaltung: Johannes Kaup

Am Morgen eines Tages, an dem es komplizierte Probleme zu lösen gilt, greift Jordi Savall zu seiner geliebten Gambe. Eine halbe Stunde lang spielt er Stücke von Marin Marais oder eine Sarabande von J. S. Bach: "Da bekomme ich eine wahnsinnige Energie, das ist wie eine Zen-Meditationsstunde, man befreit sich von allen Problemen."

Der katalanische Gambist, Dirigent und Musikwissenschaftler Jordi Savall ist eine Ausnahmeerscheinung in der internationalen Musikszene, speziell im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Der 1941 in Igualada bei Barcelona geborene Savall wuchs in materiell sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Mit sechs Jahren kam er als Mitglied eines Knabenchores in Kontakt mit der Welt der Musik. Inspiriert durch Schallplatten von Pablo Casals erlernte er zunächst als Autodidakt das Cello. Später wechselte er zur Gambe. Nach Studien an der Hochschule für Musik in Barcelona, wurde er Schüler von Wieland Kuijken in Belgien und ab 1968 von August Wenzinger in Basel. Savalls Begeisterung für die Alte Musik führten ihn zu Wenzingers Schola Cantorum Basiliensis. 1974 wurde er Nachfolger von Wenzinger und gründete das Ensemble Hespèrion XX (jetzt: Hespèrion XXI).
Dieses Ensemble pflegt das Erbe der frühen Musik der iberischen Halbinsel. 1987 gründete Savall - zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Montserrat Figueras, die Capella Reial de Catalunya, die sich auf die Interpretation mittelalterlicher geistlicher Musik spezialisiert hat und später das Ensemble Le Concert des Nations.

Jordi Savall gilt auch als "Musik-Archäologe", zumal er sich 30 Jahre lang in Forschung, Studium und Interpretation der Wiederentdeckung bisher vernachlässigter und vergessener Musikschätze gewidmet hat. Für seine wichtige Rolle in Alain Comeau's Film "Tous les Matins du Monde" ("Die Siebente Saite") erhielt Savall einen "César" für den besten Soundtrack. Neben 140 Konzerten und vielen Aufnahme-Projekten und seinem CD-Label "Alia Vox" beweist Jordi Savall, dass Alte Musik ein immer größer werdendes und auch ein junges Publikum anzusprechen vermag. 2011 verstarb seine Ehefrau, die Sopranistin Montserrat Figueras. Die bereits erwachsenen Kinder des Paares, Tochter Arianna Savall sowie ihr Sohn Ferran Savall, sind in anderen Bereichen ebenfalls musikalisch erfolgreich. Der britische "Guardian" schrieb 2011 über den Ausnahme-Musiker: "Jordi Savall steht ein für die unendliche Vielfalt eines gemeinsamen kulturellen Erbes. Er ist ein Mann unserer Zeit."

Johannes Kaup hat Jordi Savall besucht und ihn gefragt, was ihn in seinem Leben mit der Musik und darüber hinaus bewegt und trägt.

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