Gedanken für den Tag

von Kurt Scholz, Vorsitzender des Zukunftsfonds der Republik Österreich und ehemaliger Stadtschulratspräsident. "Mutig in dunklen Zeiten" - Christinnen und Christen im Widerstand. Gestaltung: Alexandra Mantler

Maria Stromberger - Der Kommunist und die Katholikin

Die Rolle, die die christlichen Kirchen während der NS-Zeit gespielt haben, ist zu Recht immer wieder kritisch beleuchtet worden. Viele Christinnen und Christen standen auf der Täterseite oder waren Mitläufer. In dieser Woche erinnere ich an jene Menschen, die - auch aus ihrem christlichen Glauben heraus - Widerstand geleistet haben und dafür oft mit ihrem Leben bezahlen mussten.

1964 sagte Hermann Langbein beim Auschwitz-Prozess in Frankfurt als Zeuge aus. Langbein hatte in Spanien für die Republik gekämpft, kam nach Auschwitz und gründete dort eine Widerstandsorganisation der Häftlinge.

Seine Aussage hatte Gewicht. "1944", berichtete er, "hatte ich eine Möglichkeit, ein Schriftstück über die Zustände im Lager nach Wien zu schicken. Eine Krankenschwester half mir, Maria Stromberger. Ich habe sie gebeten, Schriftstücke über Auschwitz mitzunehmen. Die hatte ich versteckt in einer ausgehöhlten Kleiderbürste. Maria Stromberger wusste, dass in der Bürste Material versteckt war. Sie hat den Inhalt abgegeben - eine Zusammenstellung über das, was in Auschwitz geschehen ist. Und dieser Bericht wurde auch in Wien verbreitet." Soweit Hermann Langbein.

Wer war diese Krankenschwester, die ihr Leben für Häftlinge riskierte? Maria Stromberger stammte aus Kärnten, später lebte sie in Bregenz. Krankenschwestern waren im Krieg rar. Von verwundeten Soldaten erfuhr sie, dass in Polen Verbrechen begangen werden. Und so meldete sie sich 1942 zum Dienst nach Auschwitz. Obwohl sie im SS-Revier arbeitet, vertrauen ihr die Häftlinge. Maria Stromberger hilft, zweigt Lebensmittel und Medikamente ab, steckt sie den Häftlingen zu, rettet Leben.

1944 übergibt sie in Wien Widerstandskämpfern eine detaillierte Zusammenstellung über die Massenvernichtungen in Auschwitz. Im Lager aber zählt sie schon zu den Verdächtigen. Sie kann es gerade noch verlassen.

Nach 1945 lebt sie in Bregenz, wird verhört, interniert - schließlich ist sie als Krankenschwester in Auschwitz eine Verdächtige. "Ich bin", schreibt sie, "mitten unter Nazis, der SS, der Gestapo - ich, als ihr größter Feind". 1946 entlassen, arbeitet sie als Näherin. Nur der KZ-Verband ehrt die Vereinsamte.

Als Maria Stromberger 1957 stirbt, gibt es zwei Nachrufe. Einen in der kommunistischen "Volksstimme", einen in der katholischen "Furche".

"Meinen Reichtum an Liebe habe ich in Auschwitz verströmt", schrieb sie einmal. In der Gedenkstätte Yad Vashem wird Maria Stromberger als "Engel von Auschwitz" geehrt.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Giacomo Puccini/1858 - 1924
Album: OPER OHNE WORTE - DIE SCHÖNSTEN ARIEN IN ORCHESTERFASSUNG
Titel: Vissi d'arte/instr. / Gebet der Tosca aus der Oper in 3 Akten "Tosca" / 2.Akt / Orchesterfassung
Anderssprachiger Titel: Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben, einzig der Kunst und Liebe ergeben
Orchester: Columbia Symphony Orchestra
Leitung: Andre Kostelanetz
Länge: 02:00 min
Label: Columbia / Sony SK 52556

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