Europa-Journal

1. Der eingefrorene Konflikt in der Ostukraine
2. Griechenlands "Goldene Morgenröte" - die gewalttätige Gefahr für die Demokratie
3. Zwischen Auswandern und Bleiben in Angst - Juden in Griechenland

Moderation: Brigitte Fuchs


Der eingefrorene Konflikt in der Ostukraine

Die Ostukraine steht heuer bereits vor ihrem zweiten Kriegswinter. Zwar gibt es seit September nur mehr gelegentlich Artillerieduelle und Scharmützel. Doch während die Waffen weitgehend schweigen, verlaufen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk die Gespräche über eine dauerhafte Lösung des Konflikts und über eine Reintegration der prorussischen Rebellengebiete von Donezk und Lugansk nur schleppend. Der entscheidende Punkt der Friedensregelung ist die Durchführung von Lokalwahlen in den Rebellengebieten. Dabei geht es auch um die Frage, wer wählen und wer gewählt werden darf. Während die Diplomaten verhandeln, werden in der Ostukraine von beiden Konfliktparteien Fakten geschaffen: Kiew baut die Kontrollposten an der Waffenstillstandslinie immer mehr zu Grenzübergängen aus, rechnet also offensichtlich selbst nicht mit einer raschen Lösung. Anderseits bauen Donezk und Lugansk schrittweise staatsähnliche Strukturen und Institutionen auf, wobei die Wirtschaft der Region immer stärker russisch geprägt ist. Eine Reportage von Christian Wehrschütz


Griechenlands "Goldene Morgenröte" - die gewalttätige Gefahr für die Demokratie

Bei den vergangenen Parlamentswahlen - den zweiten im heurigen Jahr - wurde die offen neonazistische "Chrysi Avgi" ("Goldene Morgenröte") erneut drittstärkste Kraft. Gegen mehrere Spitzenfunktionäre der Partei laufen seit dem Frühjahr Strafverfahren. Wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung stehen Parteichef Nikolaos Michaloliakos und zahlreiche seiner Gefährten vor Gericht. Erst vor zwei Jahren - nach der Ermordung des Musikers Pavlos Fyssas - war die Justiz tätig geworden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten im Großraum Athen bereits hunderte Aufmärsche von antisemitischen "Sturmtruppen", Pogrome und Gewaltverbrechen an Migranten stattgefunden, die mit "Chrysi Avgi" in Zusammenhang gebracht werden. Johanna Jaufer berichtet über Geschichte und Gewaltpotential der "Goldenen Morgenröte".


Zwischen Auswandern und Bleiben in Angst - Juden in Griechenland

Vor der deutschen Besatzung 1940 lebten in Griechenland 77.000 Juden und Jüdinnen, allein in Thessaloniki gab es 40 Synagogen. Die meisten wurden in die Vernichtungslager der Nazis deportiert, wenigen gelang die Flucht. Einige überlebten im Untergrund und im Widerstand. Heute gibt es in Griechenland nur mehr 5.000 Juden. Wie reagieren sie auf die "Goldene Morgenröte" und den Judenhass, der laut Untersuchungen der höchste in Europa ist? Eine Studie der jüdisch-amerikanischen Organisation Anti-Defamation League im heurigen Frühjahr fand bei 67 Prozent der Griechen antisemitische Tendenzen; das ist sogar mehr als im Iran. Im Vergleich dazu fand man bei 16 Prozent der Deutschen und bei 40 Prozent der Ungarn antijüdische Ressentiments. 28 Prozent der Griechen glauben, dass die Zahl der sechs Millionen in der Shoah ermordeten Juden übertrieben sei oder gar, dass der Holocaust nur eine Erfindung sei. Diese Entwicklung macht der jüdischen Gemeinde Sorge, doch - noch - wollen die meisten bleiben. Igal Avidan hat mit einigen jüdischen Aktivist/innen in Athen und Thessaloniki gesprochen.

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