Gedanken für den Tag

"Was bleibt von uns, wenn wir gehen?" von Barbara Stöckl, Moderatorin. Gestaltung Alexandra Mantler

Was bleibt von mir? Die Idee, mit Lebensmasken das Sterben ins Leben zu holen, hat mir gut gefallen. Ein Abdruck meines Gesichtes, geformt aus Gips, ruhig halten, ruhig liegen, ruhig atmen, es dauert nicht lange.dann hab ich diese Maske das erste Mal fertig gesehen und mich gefragt: Das soll also jetzt ich sein? Vielleicht trägt diese Maske meine Gesichtszüge, die Form der Augen, der Nase, der Lippen, es sind wohl MEINE Augen, MEINE Nase, MEINE Lippen. Doch das bin nicht ich! Das ist nur die Idee von mir, der Anblick, die Materie, das, was vergeht. Was bleibt ist all das, was diese Maske gerade nicht zeigt: meine Gedanken, meine Gefühle, die Abdrücke, die ich in den Herzen mir naher Menschen zurücklassen werde. Gemeinsame Geschichten, Erlebnisse. Wie gestalte ich also mein Leben so, dass vielleicht ein paar Lebensspuren für die Nachwelt erhalten bleiben? Als Vorbild. Als Gewinn. Als Glücksmoment. Als Erinnerung. Vielleicht bleibt ja die Liebe, die man zu Lebzeiten schenken konnte. Oder auch Hass und die Zwietracht, mit denen man sich selbst und anderen das Leben schwer gemacht hat. Was bleibt also im Guten wie im Bösen? Was bleibt von mir nach meinem Tod? Irgendwie mag ich den Gedanken, dass jeder Schritt von mir zu Lebzeiten irgendwo, irgendwie ein anderes Leben berührt hat, nur ganz kurz, ganz zart, ganz leise. Und dadurch nimmt das andere Leben eine andere Richtung. Das kann nur eine ganz kleine Richtungsänderung sein, ein kleiner Drall, und danach ist dieses andere Leben - plötzlich anders. Anders, als es ohne meine Berührung gewesen wäre. Und es wird wiederum andere Leben berühren und anstoßen. Immer weiter. Mit dem Schwung, den ich mit meinem Leben gegeben habe. Einfach nur, weil ich da war. Und weil jedes, wirklich jedes Leben so einen Unterschied macht.

Service

Kunsthistorisches Museum: Ausstellung "Feiert das Leben"

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Album: E.CAMARENA UND F.KESSLER SPIELEN MOZART, DEBUSSY, ONSLOW UND DVORAK
* Nr.2 Cortege (00:03:17)
Titel: Petite Suite für Klavier zu vier Händen
Solist/Solistin: Elena Camarena /Klavier
Solist/Solistin: Friedemann Kessler /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Sound Star Ton SST 30219

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