Gedanken für den Tag

"Was bleibt von uns, wenn wir gehen?" von Karl Markovics, Schauspieler. Gestaltung Alexandra Mantler

Wann immer ich mich mit dem Gedanken an den eigenen Tod auseinandersetze, kommt sofort das Bild eines schönen Nachmittags in einer warmen, sonnigen Umgebung und der Wunsch, dass man diesen Moment, den man so als letzten auf der Erde bezeichnet, in einer vertrauten und angenehmen Umgebung verbringt. Ich wünsche mir nicht, im Schlaf zu sterben. Wenn der Tod ohne Schmerzen und ohne Angst kommt, wünsche ich mir, ihn bewusst zu erleben. Idealerweise mit Menschen um mich, die mir vertraut sind und die mir die wichtigsten im Leben sind. Im selben Moment, wo ich das ausspreche, merke ich wie egoistisch natürlich auch wieder dieser Gedanke ist und ob das eigentlich so gut ist, wenn man so die liebsten Menschen um sich wünscht? Ob man ihnen dann nicht wieder besonderen Schmerz zufügt? In diesem Moment, wo man so eine absolute Gemeinsamkeit möglicherweise empfindet, die aber dann auch auf eine absolute Art wieder vorbei ist. Ich weiß es nicht.

Und das ist wahrscheinlich das Einzige, was alle Gedanken, die ums Sterben und um den Tod kreisen, gemeinsam haben: dass sie immer wieder auf das Unwissende, auf das Fragende, auf das Rätselhafte , auf so eine möglicherweise gähnende Leere zurück führen, die uns manchmal abschreckt und die uns im Grunde genommen sprachlos macht. Und das Beste, was wir aus diesen Gedanken ziehen können, ist uns mehr Gedanken über das Leben davor zu machen. Was ich versuche. Je älter ich werde, umso mehr.

Diese fast schon abgegriffene Lebensweisheit vom Carpe diem, vom Nütze den Tag, Lebe den Tag, Lebe den Moment, ist eine der einfachsten, schönsten, wichtigsten Lebensregeln. Und eine, die es nicht gäbe, wenn es den Tod nicht gäbe. Also wenn wir über Sinnhaftigkeit von Tod philosophieren wollen, dann ist der letzte Sinn oder der uns möglicherweise einleuchtendste Sinn der, dass er unser Leben auf eine ganz einzigartige Weise besonders macht.

Service

Kunsthistorisches Museum: Ausstellung "Feiert das Leben!"

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Titel: Reverie / Bearbeitung
Leitung: James Galway
Orchester: Chamber Orchestra of Europe
Solist/Solistin: James Galway /Flöte
Solist/Solistin: Marisa Robles /Harfe
Solist/Solistin: Graham Oppenheimer /Viola
Länge: 02:00 min
Label: RCA RD87173

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