Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Musik im politischen Korsett. Die NS-Reichsmusikkammer. Gestaltung: Irene Suchy

Seltene Fotos zeigen Hitler oder Goebbels vor Klavier oder Orgel, jedoch zahlreiche Bilder zeigen Musikschaffende auf einer NS-beflaggten Bühne. Die Musik wurde im NS-System seit 1933 diszipliniert. Erst in der jüngeren Vergangenheit wurde das System Reichsmusikkammer eingehend analysiert. Welche Kompetenzen und Karrierechancen hatten ihre Funktionäre, welche Macht hatte die Kammer über jene, die sie zur Zwangsmitgliedschaft verpflichtete und über jene, die sie durch den Ausschluss einer gesellschaftlichen Ausgeschlossenheit auslieferte, die ein tödliches Risiko darstellte. Noch gibt es öffentlichen Diskurs über jene hohen Funktionäre der Reichsmusikkammer wie Richard Strauss und Peter Raabe, in wie weit diese "obersten Musiker des Reiches" zur Verantwortung gezogen werden können. Was zeigen die Karrieren von Profiteuren und Verlierern über die NS-Ästhetik der Musik, was zeigt das System Reichsmusikkammer über die Rolle der Musik im NS System? Wie gingen die Funktionäre, das Personal und die Mitglieder nach dem Ende des NS-Systems mit ihrer Reichsmusik-Kammerzugehörigkeit um, wem schadete sie, wem nützte sie? Und was sagt die späte Erforschung über den Stellenwert, den das deutsche und österreichische Nachkriegsleben der Musik gab? Die Autoren einer neuen Studie kommen zum Schluss, dass der staatliche Glaube an die Überlegenheit des Deutschen und der deutschen Musik in der NS Zeit einen unheilvollen Höhepunkt erlebte.

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Die Reichsmusikkammer
Kunst im Bann der Nazi-Diktatur

Herausgegeben von: Albrecht Riethmüller und Michael Custodis

Böhlau Verlag
2015, 252 S.

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