Betrifft: Geschichte
Das Rote Kreuz. Humanitäre Hilfe weltweit. Mit Gerald Schöpfer, Wirtschaftshistoriker an der Universität Graz und Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes.
Gestaltung: Isabelle Engels
8. Februar 2016, 17:55
Es begann mit der Erschütterung eines Schweizer Geschäftsmannes: Henry Dunant war eigentlich in die Lombardei gereist, um mit Napoleon III. zu sprechen. Das war kurz nach der Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859, bei der 6.000 Soldaten starben und 40.000 schwer verwundet zurückblieben - ohne jegliche medizinische Versorgung. Angesichts dieses schrecklichen Leides begann Dunant sich zu engagieren. Er schrieb ein Buch und forderte darin, dass Hilfsgesellschaften gegründet werden sollen, die im Falle eines Krieges Zugang zu allen Verwundeten erhalten sollten - unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit.
Bereits fünf Jahre später, 1864, unterzeichneten zwölf Staaten einen Vertragsentwurf des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. In dieser 1. Genfer Konvention wurde festgelegt, dass Ambulanzen, Lazarette und Sanitätspersonal des Roten Kreuzes als neutral anerkannt, geschützt und geachtet werden Als Schutz- und Kennzeichen wurde das rote Kreuz auf weißem Grund bestimmt. 1876 wurde der rote Halbmond als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern eingeführt. Die Idee verbreitete sich rasch, heute existieren 189 nationale Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.
Der Grundsatz der Unparteilichkeit brachte das Rote Kreuz im Laufe seiner Einsätze in Konflikten und Kriegen immer wieder in ein Dilemma: Völkerrechtsverletzungen öffentlich anzuprangern und damit zu riskieren, den Zugang zu Menschen in Not verwehrt zu bekommen - oder die Missstände lediglich den verantwortlichen Militärs und Regierungen zu übermitteln. Das Rote Kreuz erhielt mehrmals den Friedensnobelpreis, erstmals 1901. Das erklärte Ziel der Hilfsorganisation war nicht die Abschaffung von Kriegen, sondern die Forderung, dass auch in kriegerischen Auseinandersetzungen ein Mindestmaß an humanitären Regeln befolgt werden müsse, verankert im Völkerrecht.
Henry Dunant wird als Gründer des Roten Kreuzes verehrt bis zur Verklärung - was den vielen Facetten seiner Persönlichkeit jedoch nicht ganz gerecht wird.
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