Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Venenerkrankungen - Kosmetisches Problem bis zur tödlichen Bedrohung

Cyanacrylat - vulgo Superkleber - ist der letzte Schrei bei der Behandlung von Krampfadern. Wer sich im Internet darüber informieren möchte, stellt rasch fest, dass diese jüngste - erst seit etwas über zwei Jahren verfügbare - Methode, bei der die Krampfadern tatsächlich verklebt werden, heftig und mit angeblich sensationellen Ergebnissen beworben wird - nicht verwunderlich, handelt es sich auch noch um die teuerste derzeit verfügbare Behandlung. Tatsächlich kritisieren Experten die Qualität der vorliegenden Studien und weisen auf fehlende Langzeitergebnisse hin. Fazit: Die Methode kann derzeit noch nicht empfohlen werden.
Mittlerweile gute Langzeitergebnisse liefern die minimalinvasiven endovaskulären Kathetermethoden - Lasertherapie und Radiofrequenzablation. Sie schneiden nicht schlechter ab als die herkömmliche operative Entfernung der Krampfader oder die Schaumverödung. Allerdings hängt die Wahl der Methode auch von Größe und Lage der Krampfader ab.
Klassische Symptome von Krampfadern bestehen in schweren und geschwollenen Beinen - vor allem abends nach langem Sitzen oder Stehen. Bei diesen Beschwerden empfiehlt sich eine ärztliche Konsultation, um abzuklären, ob eine Behandlung erforderlich ist. Spätestens beim Auftreten einer Venenentzündung - bei der es sich eigentlich um eine oberflächliche Venenthrombose handelt und die so schmerzhaft ist, dass sie nicht zu "übersehen" ist - sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt aufgesucht werden. Denn immerhin bei nahezu einem Drittel der Betroffenen findet sich im Ultraschall eine bereits weiter in die Tiefe reichende Thrombose.
Nicht zu empfehlen sind offenbar auch bestimmte Anti-Baby-Pillen der dritten und vierten Generation. Denn sie erhöhen das Risiko einer Venenthrombose, das bei Pillenanwenderinnen ohnehin schon erhöht ist, um das Doppelte. Gemeint sind hier vor allem Thrombosen der tiefen Becken- und Beinvenen, die potenziell lebensbedrohliche Lungenembolien zur Folge haben können. Prozesse von betroffenen Frauen gegen die herstellenden Pharmafirmen sind im Laufen.
Beinvenenthrombosen treten aber nicht nur bei Risikopatienten auf - wie beispielsweise bettlägerige Menschen oder Krebspatienten - sondern auch quasi "aus heiterem Himmel". Davon Betroffene müssen oft lebenslang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen.

Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz mit seinen Gästen über Ursachen und Risiken von Beinvenenthrombosen und Krampfadern sowie aktuelle Behandlungsmöglichkeiten.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Eichinger-Hasenauer, Leiterin der Antikoagulanzienambulanz, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität/AKH Wien
Dr. Bernhard Partsch, FA für Dermatologie und Venerologie, Zusatzfacharzt für Angiologie

Thromboblog (Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Eichinger-Hasenauer)
Österreichische Gesellschaft für Phlebologie und dermatologische Angiologie
Gesundheit.gv.at: Tiefe Venenthrombose: Diagnose & Therapie
Internisten im Netz: Venöse Thrombose
Medizinische Universität Wien: Krampfadern - Eine Zivilisationskrankheit mit zunehmender Tendenz
Deutsche Venen-Liga e.V.
netdoktor: Krampfadern
netdoktor: Gesunde Venen: Venenerkrankungen der Beine vorbeugen
Ö1 Gesundheitsmagazin vom 2.3.2016: Frauen klagen an, Experten warnen - höheres Thromboserisiko bei Antibabypillen der 3. und 4. Generation
ZEITMagazin: Thrombose-Risiko: Die Pille der Unvernunft

Heike Höfler, "Gesunde Venen, schöne Beine: Beschwerden natürlich und aktiv behandeln. Das Gefäßtraining für den Alltag", Schlütersche 2015

Karsten Hartmann (Hrsg.), "Endovenöse Verfahren: Minimalinvasive Therapie der Varikosis",
Schattauer 2015

Sylvia Haas, Tom Giesler, "Thrombose/Embolie XXS pocket", Börm Bruckmeier 2013

Sendereihe