Gedanken für den Tag

von Christoph Kardinal Schönborn, römisch-katholischer Erzbischof von Wien. "Stille Tage vor dem Fest" - Gedanken zur Karwoche. Gestaltung: Alexandra Mantler

Das christliche Osterfest ist eng mit dem jüdischen Osterfest verwandt, dem Pessachfest. Da das Osterfest-Datum nicht genau gleich bei Juden und Christen berechnet wird, stimmen unsere Festkalender nicht immer überein. In diesem Jahr beginnt das jüdische Pessachfest genau in einem Monat, am 23. April, während wir Ostern heuer sehr früh feiern.

Es kann sehr gut sein, dass Jesus mit seinen Jüngern das Pessach-Mahl, das Ostermahl, schon heute, einen Tag vor dem Gründonnerstag gefeiert hat. Erinnern wir uns daran: Jesus war Jude und hat die jüdischen Feste gefeiert. Deshalb kam er als Pilger nach Jerusalem, um mit seinen Leuten Ostern zu feiern.

Das begann - und beginnt auch heute noch - mit einem feierlichen Mahl, dem sogenannten Seder, im Judentum bis heute die wichtigste Mahlzeit des Jahres. In diesem Abendmahl erinnern sich die Juden ihrer dramatischen Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Das Ostermahl, das Jesus in einem Haus in Jerusalem hielt, begann ganz normal. Da sagt Jesus plötzlich: "Einer von Euch wird mich verraten und ausliefern."

Mich berührt es immer zu lesen, wie die Freunde Jesu darauf reagiert haben. Einer nach dem anderen fragt Jesus: "Bin ich es etwa?" Das zeigt doch, dass jeder von ihnen auch Zweifel und Fragen hatte, dass keiner sich sicher war, wirklich treu zu ihrem Meister zu stehen.

Sie zeigten sich sehr menschlich in diesem Selbstzweifel. Es tut gut, sich selber die Frage zu stellen: Wäre ich auch in der Lage schwach zu werden, den besten Freund zu verraten, wenn es eng wird? Es ist gut in der Karwoche, sich diese Frage zu stellen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Titel: GFT 160323 Gedanken für den Tag / Christoph Schönborn
Länge: 03:49 min

Komponist/Komponistin: Joseph Haydn/1732 - 1809
Vorlage: Bibel NT, Markus, Lukas, Johannes
Gesamttitel: DIE SIEBEN LETZTEN WORTE UNSERES ERLÖSERS AM KREUZE, Hob.XX: 1A - Orchesterfassung von 1786/87
Titel: 4. Sonata III: Grave : (00:06:23)
Textanfang: Mulier ecce filius tuus < Joh 19, 26-27 >
Anderssprachiger Textanfang: Frau, siehe deinen Sohn Zum Jünger sagte er : Siehe deine Mutter
Anderer Gesamttitel: SIEBEN SONATEN MIT EINER EINLEITUNG UND AM SCHLUSS EIN ERDBEBEN
Orchester: Camerata Salzburg
Leitung: Sir Roger Norrington
Länge: 02:00 min
Label: ORF Radio Österreich 1 CD 3031

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