Radiokolleg - Das Verhältnis Mensch - Maschine

Eine Beziehung geprägt von Missverständnissen
(3). Gestaltung: Mariann Unterluggauer

Der Mensch ist anpassungsfähiger als ein Programmcode. Diese Erkenntnis nutzt die Computerindustrie schamlos aus und bringt Geräte auf den Markt, die sowohl die kognitiven wie auch die körperlichen Fähigkeiten des Menschen reduzieren: Zwei Finger statt 10 reichen aus, um ein Smartphone zu bedienen. Am besten verzichtet man generell auf seine Hand und nutzt seine Sprache, so die Sicht der Industrie. Funktioniert die Spracheingabe nicht, dann spricht man eben die falsche Sprache oder leidet unter einer unverbesserlichen "dialektalen Färbung". Sie brauchen einen Laptop oder gar einen PC für die Arbeit? Das war doch gestern. Heute reicht eine Schiefertafel in Form eins Tablets. Arbeit ist etwas für Roboter. Das lässt sich schon vom Wort ableiten, zumindest wenn man Tschechisch spricht. Der Mensch, der ist vor allem sozial. Also vermarktet die Internet-Industrie Computernetzwerke und Onlineplattformen mit dem Wort "sozial" und meint damit doch etwas völlig anderes als menschliches Verhalten. Mit Kontrolle fing alles an. In den 1940er Jahren interessierte sich der amerikanische Mathematiker Claude Shannon für die Kontrolle und den Transport von Signalen. Seine mathematisch definierte Informationstheorie, die im englischen Originaltitel "Theory of Communication" genannt wird, ist heute noch die Basis jeder Onlinekommunikation. Aber seine Lösung hat nichts mit Rhetorik zu tun, sondern vielmehr mit der bestmöglichen Übertragung von Signalen.

Sie suchen ein Signal? Entschuldigung: eine Antwort? Sie wollen wissen, wie man ein Wort schreibt? Denken Sie nicht nach, benutzen Sie eine Suchmaschine und automatisierte Schreibkontrolle. Das Ergebnis lässt zwar öfters zu wünschen übrig, aber was interessiert das die Maschine. Statistisch schreibt man das so und statistisch gibt sich die Mehrheit der Menschen mit dem ersten Suchergebnis zufrieden. Was wurde aus der Idee, die Maschine sei der verlängerte Arm eines Menschen, ein unterstützendes Werkzeug? Derzeit, so der Eindruck, versuchen so manche den Spieß umzudrehen und den Menschen zum verlängerten Arm der Maschine zu degradieren. Die künstliche Intelligenz freut es. So könnte sie endlich über den Menschen triumphieren. Ob uns das weiterbringt? Ein Radiokolleg über das Verhältnis der Menschen zu ihren Maschinen von Mariann Unterluggauer.

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Literatur:

Peter Denning, What is Computing, ubiquity symposium, 2010.

Margaret Boden, Mind as Machine: A History of Cognitive Science, volume 1&2, Oxford University Press, 2006

Edmund Callis Berkeley, Giant Brains or Machines That Think, Science Editions, Inc., New York, 1949, 2. Ausgabe 1961

Norbert Wiener, Interview, 24 März 1948, U.S. Dept. of State International Broadcasting Division Archiv des Computer HIstory Museum Mountain View, California

John von Neumann, First Draft of a Report on the EDVAC, Moore School of Electronic Engineering, University of Pennsylvania, June 30, 1945

Karel Capek, R.U.R. (Rossum's Universal Roboter), Theaterstück, 1920, Übersetzt von Paul Selver und Nigel Playfair

Peter Mario Asaro, Computers as Models of the Mind: On Simulations, Brains and the Design of Early Computers, Center for Cultural Analysis, Rutgers University f

Leslie Valiant, Probably Approximately Correct, Basic Books, 2013

Gordana Dodig-Crnkovic and Raffaela Giovagnoli, Editors, Representation and Reality: Humans, Animals and Machines, Springer 2016 (forthcoming)

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