Gedanken für den Tag

6. Juni 2016, 06:56

FVIMVS QVOD ESTIS. ERITIS QVOD SVMVS: So buchstabierte ich als Kind die lateinische Inschrift am Portal des St. Pöltner Friedhofs - Wir waren, was ihr seid, ihr werdet sein, was wir sind. Diese Sentenz über Leben und Tod stammt von dem arabischen Dichter ´Ad? ibn Zayd.

Conrad Ferdinand Meyer führte den Gedanken weiter: "Wir Toten, wir Toten sind größere Heere / Als ihr auf dem Lande, als ihr auf dem Meere . Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele - / Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!" Die ewige Suche nach Erkenntnis, Glück, Liebe in einem erfüllten Leben ist bedroht von tödlichem Hass, Krieg und Elend. Wir erleben es täglich, an unseren Grenzen, weltweit.

Walter Flex, 1917 gefallener Kriegsfreiwilliger ließ die "Wildgänse durch die Nacht" einer "Welt voll Morden . rauschen": "Wir sind wie ihr ein graues Heer / Und fahr'n wir ohne Wiederkehr, / Rauscht uns im Herbst ein Amen!" Dieses todessehnsüchtige Lied missbrauchter Jugend - auch wir sangen es, unheimlich befremdet, noch im Gymnasium.
Ich möchte mit Friedrich Schiller gegenhalten: "Wir, wir leben! Unser ist die Stunde, / Und der Lebende hat Recht."

Und einstimmen in das alte Studentenlied, das Gaudeamus: "Sagt mir doch, wo trifft man an / Die vor uns gewesen . Lasst uns, weil wir jung noch sind, / Uns des Lebens freuen."

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler